Arzneimittelexperte Prof. Gerd Glaeske live bei stern TV: "Ärzte haben eine Aufklärungsverpflichtung"
Köln (ots)
"Der Arzt hat trotz Beipackzettel eine Aufklärungsverpflichtung", erklärte Arzneimittelexperte Prof. Gerd Glaeske im Gespräch mit Steffen Hallaschka. Trotzdem werde über negative Effekte und Risiken der Antibabypille nur selten und meist nicht ausreichend aufgeklärt. Durch Studien sei belegt, dass die Pillen der so genannten 3. und 4. Generation ein vielfach höheres Thrombose- und Embolierisiko bergen als ältere Präparate, so Glaeske.
Zuvor hatte stern TV erneut über die gesundheitlichen Risiken der Antibabypille berichtet und mit versteckter Kamera getestet, wie gut Frauenärzte junge Patientinnen beraten und aufklären. Der Test ergab: Von sechs beliebig ausgewählten Gynäkologen klärten nur zwei gewissenhaft auf. Zwei berieten oberflächlich und zwei weitere händigten die Pille sogar aus, ohne die Patientin überhaupt gesprochen zu haben. Ein Ergebnis, das sich mit den Erfahrungen vieler stern TV-Zuschauerinnen deckt. Mehr als 200 betroffene Frauen hatten sich seit dem letzten Aufklärungsbericht vor zwei Wochen bei der Redaktion gemeldet und von ihren Erfahrungen, Erkrankungen und Ängsten berichtet. Die Pille habe sie krank gemacht, sagen sie und die ärztliche Aufklärung über ein erhöhtes Thrombose- und Embolierisiko sei mangelhaft.
Doris Scharell vom Bundesverband der Frauenärzte zeigte sich betroffen. "Wir haben unsere Vorschriften und denen sollten wir alle folgen." Auch sollte die Verordnung risikoärmerer Präparate selbstverständlich sein.
Glaeske ergänzte, dass die Beratung der Ärzte eine tatsächliche und auf die jeweilige Patientin individuell zugeschnittene Aufklärung seien sollte. Daran müsse man arbeiten.
Vor drei Wochen hatte Prof. Gerd Glaeske in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse den Pillenreport 2015 vorgelegt.
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