Thomas Gottschalk live bei stern TV: "Die Zeiten, in denen man sich feige zur Seite dreht, sind vorbei."
Köln (ots)
Mit deutlichen Worten hat sich Thomas Gottschalk live bei stern TV zu den in der Türkei inhaftierten Journalisten geäußert. Das sei nicht nur menschlich extrem traurig, sagte Thomas Gottschalk im Gespräch mit Steffen Hallaschka. "Es geht auch um den Kampf für das freie Wort." Er selbst sei nie jemand gewesen, der demonstriert hat. "Aber ich glaube, die Zeiten sind vorbei, in denen man sich feige zur Seite dreht und sagt: Damit habe ich nichts zu tun", sagte Gottschalk im stern TV-Studiogespräch.
Deshalb habe er sich auch entschlossen, an einer Lesung für den ebenfalls inhaftierten Welt-Korrespondenten Deniz Yücel und andere in der Türkei inhaftierte Journalisten teilzunehmen: "Ich lese dort einen Text, der widersprüchlich und provokativ ist." Man müsse nicht alles, was Deniz Yücel schreibt, gut finden. Aber: "Wir müssen aushalten, dass Menschen ihre Meinung sagen." Auch zu einem Auftrittsverbot für Erdogan und seine Anhänger äußerte Gottschalk live bei stern TV eine klare Meinung: "Ich hätte an Stelle von Frau Merkel gesagt: Erdogan stell dich bei uns hin und sag, was du willst. Im Gegenzug stelle ich mich in Istanbul hin und sage, was ich will."
Zuvor hatte stern TV über den Fall der inhaftierten Journalistin Mesale Tolu berichtet - und mit ihrem Vater gesprochen. "Was suchen meine Tochter und mein Enkelkind hinter Gittern? Unschuldige Menschen", sagte Ali Tolu im Gespräch mit stern TV - seinem ersten Fernsehinterview. Seit zwei Monaten sitzt seine Tochter in der Türkei im Gefängnis. Und mit ihr der kleine Serkan, Mesale Tolus zweieinhalbjähriger Sohn. "Manchmal träume ich von meiner Tochter und meinem Enkelkind. Und ich frage mich: wieso?", so Ali Tolu.
Aus Sorge um seine Familie schlafe er fast nicht. Und: "Ich fühle mich sehr schlecht." Besonders die Situation seines Enkels lasse ihm keine Ruhe: "Ich denke, dass er traurig ist, obwohl er jetzt bei seiner Mama ist. Ich überlege: Was macht er? Was spielt er? Ist er dort glücklich? Das überlege ich die ganze Zeit. Das macht mich schon traurig", sagte Ali Tolu, der die beiden einmal in der Woche besuchen darf.
Am 30. April wurde Mesale Tolu vor den Augen ihres kleinen Sohnes von einem Spezial-Kommando der Polizei abgeführt. Es sei ein traumatischer Moment für Mutter und Sohn gewesen, berichtet Ali Tolu. Doch nicht nur davon habe ihm seine Tochter berichtet. Der Vater weiß durch die Gespräche mit seiner Tochter auch genau, wie der Einsatz abgelaufen ist: "Die Polizei kommt. Die schlagen die Tür auf, und die Polizei marschiert rein", so Ali Tolu. "Mein Enkelkind hat geweint. Und dann haben sie mit der Waffe das Kind zur Seite geschoben und gesagt: Wenn du weinst, dann nehmen wir dich auch fest!"
Die türkische Regierung wirft der Journalistin, die seit 2007 die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, "Terror-Propaganda" und "Mitgliedschaft in einer Terror-Organisation" vor. Wann sie wieder frei sein wird, ist völlig ungewiss.
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