Kaufmännische Krankenkasse - KKH
Bewegung statt Bildschirm: Klappt bei vielen Kindern nicht
Bewegung statt Bildschirm: Klappt bei vielen Kindern nicht
KKH-Appell: Anstieg motorischer Entwicklungsstörungen ernst nehmen
Hannover, 27. Februar 2025 – „Mama, bringst Du mich mit dem Auto zur Schule? Ich habe keine Lust, mit dem Fahrrad zu fahren.“ Eltern knicken bei dieser Bitte oft ein. Dabei sitzen Kinder und Jugendliche heute viel zu viel – in der Schule, daheim bei Hausaufgaben und Mahlzeiten oder auch in der Freizeit beim Videospiel mit Freunden am PC oder Fernseher. Vor flimmernden Bildschirmen sitzen ist ‚in‘, Bewegung dagegen immer mehr ‚out‘ – mit teils alarmierenden Folgen. So erhalten zunehmend mehr Kinder und Jugendliche die Diagnose motorische Entwicklungsstörungen. Laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse nahm der Anteil der betroffenen Sechs- bis 18-Jährigen von 2008 auf 2023 um rund 64 Prozent zu, bei Mädchen sogar um rund 70 Prozent. Dabei lag die Quote bei den Jungen in 2023 zweieinhalbmal so hoch wie bei Mädchen. Laut KKH-Hochrechnung litten somit bundesweit mehr als 311.000 schulpflichtige Mädchen und Jungen unter einer Beeinträchtigung der Motorik.
„Bewegung ist das unterschätzte Multitalent für Körper, Geist und Seele“, sagt Justin Onyechi, Sportwissenschaftler bei der KKH. So erhöhen regelmäßige körperliche Aktivitäten die Fitness, beugen Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas, Herzinfarkt und Darmkrebs vor, stärken die mentale Gesundheit, helfen beim Stressabbau und verbessern die Konzentrationsfähigkeit, sprich auch schulische Leistungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Kinder und Jugendliche die Woche über mindestens eine Stunde Bewegung pro Tag. „Das dürften viele Kinder nicht erreichen“, mutmaßt Onyechi. „Dabei reichen meist der Hin- und Rückweg zur Schule zu Fuß oder per Rad, das Spiel am Nachmittag draußen mit Gleichaltrigen und ein kleiner Bewegungsparcours abends mit der Familie, um auf 60 Minuten zu kommen.“ Doch bei Kindern mit einer Entwicklungsstörung der Motorik geht es nicht allein um zu wenig Bewegung. „Sie zeigen Schwierigkeiten in der Feinmotorik, beispielsweise beim Schreiben, Basteln und Benutzen von Besteck, oder in der Grobmotorik, also beim Laufen, Hüpfen oder Werfen. Betroffene haben Defizite im Vergleich zu Gleichaltrigen und dadurch noch weniger Lust auf Bewegung“, erläutert der KKH-Experte. Den wundert das nicht, denn: „Kinder und Jugendliche spüren das selbst am meisten. Das kann zu Frustration, Versagensängsten, Rückzug und Passivität führen.“
Stubenhocker zu einem bewegten Leben animieren – aber wie?
Motorische Fähigkeiten von Kindern werden im Rahmen der U-Untersuchungen in kinder- oder hausärztlichen Praxen überprüft. Werden erhebliche Motorikdefizite erkannt, sollten sie in der Regel behandelt werden. Andernfalls besteht das Risiko, dass sie den Alltag ein Leben lang massiv einschränken. Meist werden Betroffenen Ergo- und Physiotherapie ärztlich verordnet. Hierbei sollten Eltern ihre Kinder beständig unterstützen. „Sie sind die Vorbilder Nummer 1. Ihr Bewegungsverhalten beeinflusst das ihrer Kinder stark“, so Justin Onyechi. „Nutzen Sie daher jede Gelegenheit, um Ihren Nachwuchs zu körperlichen Aktivitäten zu ermutigen, die ihm Spaß machen. Helfen Sie, eigene Talente und Begabungen zu entdecken, haben Sie Geduld und überfordern Sie Ihr Kind nicht.“ Bei jüngeren Kindern können ein Springseil, Ball oder Gummitwist-Set die Neugier und Lust auf das Spiel im Freien wecken. Auch der gemeinsame Besuch von Spiel- oder Fußballplatz regt zum Klettern, Toben, Schaukeln und Balancieren an und fördert ganz nebenbei soziale Kontakte. „Die bewegungsaktive Zeit sollte so gestaltet sein, dass neben Ausdauer auch Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Gleichgewicht verbessert werden“, rät Sportwissenschaftler Onyechi. „Dafür bieten sich zahlreiche Übungen an wie Froschhüpfen, Vierfüßlergang, Zielwerfen oder Standweitsprung. Wer daraus einen kleinen Familien-Wettkampf macht, motiviert zum gemeinsamen Aktivsein, das allen Familienmitgliedern guttut.“ Bei älteren Kindern können je nach Neigung Einzel- oder Mannschaftssport im Verein sowie gemeinsame Besuche von Schwimmbad, Kletterwald & Co. dazu beitragen, zu einem dauerhaft bewegten, gesunden Leben zu motivieren.
Informationen zu U-Untersuchungen, gesundem Aufwachsen, Präventionsprojekten der KKH sowie Bewegungsanregungen für Klein und Groß sind hier zu finden:
- Kinder- und Jugenduntersuchungen I KKH
- Gesund aufwachsen | KKH, u.a. Bewegungsspiele I KKH
- Fitness für Kids – Bewegungsförderung in Kindergärten | KKH
- Bewegungsparcours | KKH
Hinweis für die Redaktionen: Eine Grafik zum Thema finden Sie unter Bewegungsdefizite bei Heranwachsenden I KKH.
Hintergrundinformationen
Die KKH Kaufmännische Krankenkasse hat bundesweit anonymisierte Daten ihrer Versicherten zwischen sechs und 18 Jahren mit der Diagnose Motorische Entwicklungsstörung (F82 nach ICD-10) für die Jahre 2008 und 2023 ausgewertet. Gut 5.600 Kinder und Jugendliche waren 2023 davon betroffen, darunter rund 4.000 Jungen und rund 1.600 Mädchen. Das entspricht einem Anteil von drei Prozent schulpflichtiger Heranwachsender. 2008 lag der Anteil noch bei 1,8 Prozent. 2023 betrug der Anteil bei den 6- bis 10-Jährigen 5,3 Prozent, bei den 11- bis 14-Jährigen 2,5 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen 1,1 Prozent. Der Anteil stieg von 2008 auf 2023 in der Altersgruppe der 6- bis 10-Jährigen um 47,4 Prozent, bei den 11- bis 14-Jährigen um 100,7 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen um 185,4 Prozent.
Mit gut 1,5 Millionen Versicherten, einem Haushaltsvolumen von rund 8,2 Milliarden Euro und rund 4.000 Mitarbeitenden zählt die KKH Kaufmännische Krankenkasse als eine der größten bundesweiten Krankenkassen zu den leistungsstarken Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung. Nähere Informationen erhalten Sie unter kkh.de/presse/portraet.
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