Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Rücktritt von Boettichers
Rostock (ots)
Über die moralische Dimension der Affäre mag man streiten. Strafrechtlich ist von Boetticher offenbar nichts vorzuwerfen. Politisch bedeutet das Eingeständnis ihres Hoffnungsträgers neun Monate vor der Landtagswahl für die Christdemokraten aber den Super-Gau. Ein gestandener Politiker von fast 40 Jahren hat ein Verhältnis mit einer Minderjährigen - das ist auch den liberalen Geistern unter den CDU-Stammwählern nicht zuzumuten. Von Boetticher selbst hatte intensiv an seinem betont konservativen Image gearbeitet. Es muss aufgesetzt gewesen sein. Denn die Kieler Parteifreunde hatten am Wochenende alle Mühe, ihrem Landeschef die Dimension seines Fehltritts bewusst zu machen. Der Anwalt aus Pinneberg sieht sich eher als Opfer der Medien. Tatsächlich spricht vieles dafür, dass Parteifreunde die privaten Details einer großen Boulevardzeitung zugespielt hatten. Zu arrogant hat sich von Boetticher im eigenen Lager verhalten. Der Kronzprinz gerierte sich wie ein Sonnenkönig, unterstellte internen Kritikern unlautere Motive und kommunizierte mangelhaft. Zuletzt hatten seine Aktivitäten bei Facebook für Empörung in den Kreisverbänden gesorgt. Statt dort mit der Basis zu diskutieren, schaute sich der Kandidat lieber eine Mondfinsternis an. Armes Schleswig-Holstein!
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