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Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Portugal

Rostock (ots)

Die Portugiesen sind am Ende ihrer Kraft. Dabei galten sie über ein Jahr lang als Musterschüler, die fleißig umsetzten, was die Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank dem Land im Gegenzug für ein 78 Milliarden Euro schweres Hilfspaket vorschrieben: Sparen, sparen, sparen - am Mindestlohn, bei der Rente, an der sozialen Absicherung oder der Zahl der Feiertage. Zwar sank das Haushaltsdefizit nach der Finanz-Injektion, zugleich brach aber die Wirtschaft ein, Schuldenberge und Arbeitslosigkeit wuchsen. Kein Wunder, wenn Portugal nach Griechenland wieder größtes Sorgenkind der Eurozone ist. Doch die Politik will wieder mal Zeit gewinnen und spielt das iberische Problem herunter. Merkel machte gestern - in einer Festung nahe Lissabon - auf gut Wetter und erklärte, dass das Land wohl kein zweites Hilfspaket benötige. Sie weiß natürlich: Griechenland bleibt Dauerbaustelle, Zypern ist nächster Pleitekandidat, Spaniens Banken sind eine Zeitbombe, Italiens Reformen stocken, und selbst über Frankreich zeichnet sich ein Schulden-Donnerwetter ab.

Portugal zeigt exemplarisch, wie kurz der Weg vom Musterschüler zum Nachsitzer sein kann, dass das radikale Gesundschrumpfen der Wirtschaft ein Irrweg ist. Und es zeigt auch, dass die strenge Sparpolitik der eisernen Kanzlerin immer mehr Rost ansetzt.

Pressekontakt:

Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de

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