Neue Westfälische: Auslieferung des KZ-Wächters Demjanjuk Irdische Gerechtigkeit UWE ZIMMER
Bielefeld (ots)
Im Leben des Iwan Mykolajowytsch Demjanjuk, geboren am 3. April 1920 im ukrainischen Kosjatyn Rajon, gibt es Tatsachen, Lügen und einen schlimmen Verdacht. Er soll als "fremdvölkische SS-Hilfskraft" im KZ Sobibor an der Ermordung von 29.000 Juden beteiligt gewesen sein. Ob er tatsächlich der berüchtigte "Iwan der Schreckliche" ist, muss jetzt die deutsche Justiz klären, wenn sie den gestern aus den USA Überstellten für verhandlungsfähig erklärt. Zweifel an der offiziellen Lebensgeschichte, die 1958 durch die Verleihung der US-Staatsbürgerschaft aus Iwan einen John machte, hatte als erstes das US-Justizministerium. Dort war seit den 70-er Jahren eine Sonderabteilung eingewanderten Kriegsverbrechern auf der Spur. Schon damals machte sie deutsche Strafverfolger auf ihren verdächtigen Neu-Landsmann aufmerksam. Doch Bonn winkte ab, die Bundesrepublik sei nicht Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs. Stattdessen verlangte Israel, in Verantwortung für die KZ-Opfer, dessen Auslieferung. Das Todesurteil gegen Demjanjuk musste 1993 aufgehoben werden, weil die Anklage ihm Mordbeihilfe im KZ-Treblinka vorgeworfen hatte, wo er aber nicht war. Dass er mit Siegerpose zurück in die USA kehren konnte, ließ die US-Justiz nicht ruhen. Neue Erkenntnisse aus Sobibor gingen nach Deutschland, nach der Wiedervereinigung 1989 jetzt auch Reichs-Nachfolger. Fest steht: Demjanjuk hat sich mit falschen Angaben in Deutschland nach dem Krieg Unterstützung erschlichen. Er hat bei der - mittlerweile entzogenen - US-Einbürgerung gelogen. Und er war tatsächlich KZ-Wächter in Sobibor. Er hat sich schwerkrank gestellt und wurde als rüstiger Autofahrer gefilmt. Die himmlische Gerechtigkeit ist Iwan Demjanjuk bald sicher. Es ist tröstlich, dass er sich bei den ungeheuerlichen Vorwürfen der irdischen nicht länger entziehen kann.
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