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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische: Konjunkturaussichten Bitter bis zum guten Ende STEFAN SCHELP

Bielefeld (ots)

Stellen Sie sich vor, es ist Morgen, die Sonne
scheint durchs Fenster, die Welt ist in Ordnung - und die Krise 
vorbei.
Liest man die jüngsten Prognosen mit dem richtigen Wohlwollen, dann 
könnte dieser Morgen schon bald anbrechen. Nicht mehr in dieser 
Woche, vielleicht auch nicht mehr in diesem Quartal, aber doch schon 
bald. Sehr bald.
Leider ist diese Hoffnung trügerisch. Genauer gesagt, sie blendet 
eine Menge aus.
Stellen Sie sich deshalb lieber vor, Sie werden wach, draußen ist es 
noch zappenduster, und fieser Regen peitscht gegen das 
Schlafzimmerfenster. Denn auch wenn die Krise sicherlich eines noch 
etwas ferneren Tages zu Ende geht - die Zeit bis dahin könnte für so 
manchen unter uns zum Albtraum werden.
Abertausende von Menschen schieben Kurzarbeit, viele von ihnen 
bereits seit Monaten. Das hat die Firmen vielleicht vor dem 
unmittelbaren Kollaps gerettet, gesund hat es sie allerdings nicht 
gemacht. Im Herbst läuft in vielen Konzernen die erste 
Kurzarbeitsphase ab. Es wäre ein Wunder, wenn dann all diese 
Unternehmen unmittelbar zur Vollzeit zurückkehrten. Entlassungen wird
es stattdessen geben. Massenhaft.
Eine Flut von Insolvenzen könnte folgen. Eine halbe Million 
Arbeitsplätze ist allein durch diese Pleitewelle in Gefahr. Und weil 
auch die verbleibende Wirtschaft weiterschrumpfen wird, steigt die 
Arbeitslosenzahl wieder über die Fünf-Millionen-Grenze.
Warum das kaum einer der Opel- und Quelle-Retter so deutlich sagt? 
Weil die Menschen dann doch noch unruhig werden könnten. Weil sie - 
noch schlimmer? - aufhören könnten zu konsumieren. Und sich damit die
Abwärtsspirale noch schneller drehen könnte. Bislang funktioniert ja 
noch der bekannte Mechanismus, nach dem die Menschen zwar wahrnehmen,
dass die Gesamtwirtschaft in der Krise steckt, jeder einzelne aber 
hofft, noch mal mit einem blauen Auge davonzukommen.
Und tatsächlich gibt es ja auch positive Signale Und die wollen wir 
genauso wenig ausblenden wie die schlechten Nachrichten. Die 
ungebrochene Bereitschaft der Verbraucher zu konsumieren gehört dazu.
Die Preise, die so niedrig sind wie noch nie. Die Nachrichten aus dem
Maschinenbau, dass der Abwärtstrend sich verlangsame. Und die 
Erwartung der OECD, dass die Wirtschaft 2010 um 0,2 Prozent wachsen 
werde, ebenso.
Das reicht allerdings nicht für einen neuen, stürmischen Aufschwung. 
Der Dax wird nicht wieder auf 8.000 Punkte schießen. 
Vollbeschäftigung - vor zwei Jahren greifbar nah - bleibt ein schöner
Traum. So schnell, wie es bergab gegangen ist, wird es nicht wieder 
bergauf gehen. Statt eines U wird die Konjunktur sich eher wie ein L 
entwickeln - mit einem sehr langen Grundstrich. Eine lange 
Durststrecke steht uns allen bevor.
Besser, wir wappnen uns dafür. Weil Wirtschaft, Konjunktur und 
Börsenkurse bekanntermaßen auch jede Menge Psychologie enthalten, 
machen wir uns Mut, mitten in der Nacht. Drehen uns noch mal um. Und 
hoffen. Auf einen wunderschönen Sonnenaufgang.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

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