Neue Westfälische: KOMMENTAR Tapferkeitsmedaillen für Bundeswehrsoldaten Krieg ohne Helden NICOLE HILLE-PRIEBE
Bielefeld (ots)
Während sich die meisten Politiker im sicheren Berlin noch schwer tun, das Wort "Krieg" offen auszusprechen, werden in Deutschland zum ersten Mal seit Ende des 2. Weltkriegs wieder Tapferkeitsmedaillen verteilt. "Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen für ihre Einsätze mehr Anerkennung erhalten", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die heutige Tapferkeit ziele auf die "Wahrung und Verteidigung von Recht und Freiheit", die Einsätze der Bundeswehr dienten den nationalen Sicherheitsinteressen. Davon sind 69 Prozent der Deutschen laut einer Befragung für den aktuellen ARD-Deutschlandtrend nicht überzeugt. Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr stößt in diesen Tagen also auf eine starke Ablehnung in der Bevölkerung. Die Diskrepanz zwischen dem neuen Heldenkult und der pazifistischen Grundhaltung der Deutschen könnte größer nicht sein. Während Merkel die Soldaten als "Botschafter unseres Landes" lobt, die im Ausland ein außerordentlich positives Bild von Deutschland zeichneten, wird ihr Innenminister Wolfgang Schäuble nicht müde, vor der neuen Terrorgefahr in Folge der Einsätze zu warnen. Aber warum wir bei diesem Krieg überhaupt mitmachen, kann niemand so richtig erklären. Glaubt man dem Bundespräsidenten, wissen das noch nicht einmal die Soldaten selbst - "es gibt zu viele Widersprüchlichkeiten", sagte Horst Köhler im jüngsten Streit, der über den Einsatz entbrannt ist. Von diesen Bedenken will man in Berlin jedoch nichts wissen. Lieber werden Tatsachen geschaffen, mit Medaillen und Gesetzen, die der Bundeswehr ein offensiveres Vorgehen in Afghanistan erlauben. Deutschland will wieder angreifen dürfen, das ist klar. Aber wer ist in diesem Fall Deutschland? Wer will diesen Krieg? Es sind die Leute, die ihn verteidigen. Und ihre Interessen sind weniger heldenhaft als wirtschaftlich - Krieg ist einfach ein gutes Geschäft.
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