Neue Westfälische: KOMMENTAR Silvana Koch-Mehrins knappe Wahl Kein Ruhmesblatt MATTHIAS BUNGEROTH
Bielefeld (ots)
Silvana Koch-Mehrin zeigte sich ungerührt. Ihre knappe Wahl zur Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments sei eine Honorierung des guten Abschneidens der FDP bei der Europawahl, gab sie zu Protokoll. Dies trifft es nicht. Dass die umtriebige Liberale heute neue Briefköpfe drucken lassen darf, ist kein Ruhmesblatt. Weder für sie persönlich, noch für das Europaparlament insgesamt. Erst im dritten Wahlgang, als die einfache Mehrheit ausreichte, um den prestigeträchtigen Posten zu ergattern, erhielt die erfolgverwöhnte Politikerin nur zwölf Stimmen mehr als der polnische Rechtspopulist Michal Tomasz Kaminski. Die Grünen hatten verhindern wollen, dass der für seine Anti-EU-Haltung bekannte und mit rassistischen sowie schwulenfeindlichen Äußerungen mehrfach angeeckte Pole ins Parlamentspräsidium aufrückt. Während aus dem liberalen Lager für die Rettung Koch-Mehrins kein Dank Richtung Grüne zu vernehmen war, packte ihr Parteichef Guido Westerwelle den Wahlkampf-Säbel aus. "Zuverlässigkeit sieht anders aus", kritisierte er die Union. Bei den aus diesem Lager stammenden Europaabgeordneten war Koch-Mehrin in den ersten beiden Wahlgängen abgeblitzt. Sie erhielt von allen 15 Kandidaten das jeweils schlechteste Ergebnis. Verständlich, dass der Möchtegern-Vizekanzler sauer ist. Er erwartet von seinem Berliner Koalitionspartner in spe volle Rückendeckung. Doch auch bei den Unionsparlamentariern in Straßburg stieß übel auf, dass Koch-Mehrin mehr durch Lästereien über das Freizeitverhalten der EU-Abgeordneten als durch Präsenz in Parlament und Ausschüssen Schlagzeilen machte. So sind die Ergebnisse der ersten Wahlgänge die ehrlichen. Silvana Koch-Mehrin hat nun Gelegenheit, sich im Nachhinein als gute Wahl zu beweisen. Einstweilen tut sie das, wofür sie bekannt ist: Sie lächelt, auch angesichts der Peinlichkeit.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell