Neue Westfälische: KOMMENTAR Rücktritt von Dieter Althaus Zunehmend entrückt ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Dass ein Ministerpräsident nach einer krachenden Niederlage die Verantwortung dafür übernimmt und zurücktritt, ist zu begrüßen. Insofern hat Dieter Althaus (CDU) das Richtige getan. Er erleichtert damit auch die Regierungsbildung in Thüringen, wo alles auf eine große Koalition zuläuft. Althaus hat spontan die Reißleine gezogen und dabei auch keine Rücksichten auf die CDU-Vorsitzende Angela Merkel genommen, die sich noch am Mittwoch für ihn starkgemacht hatte. Die Bundes-CDU hätte es wohl besser gefunden, wenn Althaus etwas länger durchgehalten hätte. Schon weil eine schnell verhandelte große Koalition das Bild von einer SPD durchkreuzt, die nun nichts anderes mehr im Sinn hätte, als sich den Linken in die Arme zu werfen. Aber Merkel hatte in jüngster Zeit keinen Einfluss mehr auf ihren einstigen Vertrauten Althaus. Dass er etwa kurz vor der Landtagswahl die Abschaffung des "Soli" verlangte, rief im Konrad-Adenauer-Haus nur noch entsetztes Kopfschütteln hervor. Althaus' Wahlniederlage hat vor allem mit einer unzureichenden Leistungsbilanz in Thüringen zu tun und weniger mit seinem Skiunfall, bei dem eine junge Mutter getötet und er selbst schwer verletzt wurde. Dass Thüringen zum Beispiel das niedrigste Lohnniveau in Deutschland hat und die Menschen verstärkt abwandern, schien der Landesvater schlichtweg zu ignorieren. Allerdings hat Althaus auch bei der Verarbeitung des Unfalls Fehler gemacht. Schon seine Behauptung "Ich bin ganz der Alte" wurde durch seine Auftritte widerlegt, bei denen er zunehmend entrückt und emotionslos agierte. Manche Althaus-Äußerung konnte auch als Versuch gewertet werden, die Tragödie zu instrumentalisieren. Dass er nun aber nicht an seinem Sessel klebt, spricht uneingeschränkt für Dieter Althaus.
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