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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische: KOMMENTAR Absturz der Milliardenerbin Viel riskiert, alles verloren STEFAN SCHELP

Bielefeld (ots)

Eine Runde Mitleid für Frau Schickedanz: "Arme
verarmte Madeleine." Reicht das? Oder müssen wir uns wirklich Sorgen 
machen um die Quelle-Erbin? Um die Frau von Geld, die durch die 
Arcandor-Insolvenz alles verliert? Mit 215 Millionen Euro steht sie 
beim Bankhaus Sal. Oppenheim in der Kreide. 215 Millionen, die sie 
aufgenommen hat, um im großen Stil Arcandor-Aktien zu kaufen, als der
Konzern, der einst der ihre war, auf den Abgrund zuschlidderte. Mit 
hohem persönlichem Risiko hat sie versucht, den Absturz zu 
verhindern. Sie hat es nicht geschafft. Arme Madeleine.
Das Geld ist futsch, die Aktie wertlos, aus der 
Arcandor-Insolvenz-Masse wird sie keinen Cent sehen. Wenn jetzt auch 
noch die Bank den Kredit fälligstellt, muss die Schickedanz Häuser in
Hamburg, München, Nürnberg und eine Ferienvilla am Tegernsee 
hergeben. So weit wird es nicht kommen. Schon weil ein solcher 
Schritt gefährlich am Renommee der Bank kratzen würde. Und selbst 
wenn: Dann kann die Schickedanz immer noch in die herrschaftliche 
Familienvilla ziehen, inmitten einer wunderschönen Parklandschaft. 
Die hat sie vor Jahren ihrem Sohn überschrieben. Die Quelle-Erbin hat
Wohnrecht auf Lebenszeit. Und damit geht es ihr besser als den 
Beschäftigten, die demnächst bei Karstadt und Quelle ihre Jobs 
verlieren.
Madeleine Schickedanz hat vieles versucht, um das Unternehmen zu 
retten, das sie von ihren Eltern geerbt hat. Das ehrt sie. Weil es 
ein Zeichen von Moral ist. Auch wenn sie dabei manches falsch gemacht
hat. Sie hat den falschen Menschen vertraut. Zum Beispiel, als sie 
Thomas Middelhoff aus dem Aufsichtsrat ins operative Geschäft geholt 
hat. Als sie zuließ, dass der Konzern Zug um Zug verscherbelt wurde, 
bis nur noch eine leere Hülle blieb. Und zuletzt, als sie den Kauf 
neuer Aktien per Kredit finanzierte. Jeder vernünftige Bankberater 
hätte ihr dringend abraten müssen. "Viel zu riskant", hätte er sagen 
müssen, erst recht bei einem Wackelkandidaten wie Arcandor.
Aber Madeleine Schickedanz ist eben keine Finanzjongleurin, wie es so
mancher an der Spitze des Arcandor-Konzerns war. Sie gehört nicht zur
gescholtenen Managerkaste, die sich mit Höchstgehältern plus Boni 
über Jahre die Taschen gefüllt hat. Obwohl: Nicht einmal das stimmt 
noch. Denn siehe da: Die Gehälter der Chefs der Dax-Unternehmen sind 
im vergangenen Jahr um ein Fünftel zurückgegangen. Boni gab's gar 
nicht. Und Dauerspitzenreiter Josef Ackermann liegt auf der Rangliste
der Bestverdiener gar nur noch auf Platz 27. Keine Sorge. Auch das 
ist kein Zeichen für den Einzug der Moral in die Wirtschaft. Das ist 
vielmehr schlicht die Folge der globalen Krise. Die Boni kommen 
wieder. Die Zocker auch. Nur Madeleine Schickedanz wird ihr Geld 
nicht zurückbekommen.
Vieles ist relativ. Reichtum. Armut. Verlust. Gut und Böse. Madeleine
Schickedanz ist beim Arcandor-Untergang nicht die Gute. Sie ist die 
Dumme. Die Bösen haben sich längst davongemacht. Und hätten noch 
früher verjagt werden müssen. Auch von der armen Madeleine.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

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