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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische: KOMMENTAR Afghanistan-Einsatz Trauerspiel DIRK MÜLLER

Bielefeld (ots)

Wird Deutschlands Sicherheit am Hindukusch
verteidigt? Oder wird sie nicht eher gefährdet? Je länger der 
Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan dauert, um so stärker wachsen 
Zweifel am Sinn des Engagements.
Bisher konnten sich die Deutschen immerhin als solidarischer Partner 
einer internationalen Mission fühlen; seit dem von der Bundeswehr 
initiierten umstrittenen Luftschlag gegen zwei entführte Tanklastzüge
mit Dutzenden von Todesopfern gilt das nicht mehr. EU-Nachbarn und 
Verbündete wie Frankreichs Außenminister Bernhard Kouchner oder 
Schwedens Carl Bildt verurteilen das deutsche Vorgehen. Und während 
Bundesverteidigungsminister Jung noch hartnäckig ausschließlich 
Taliban-Kämpfer als Opfer identifiziert, besucht NATO-Kommandeur 
McChrystal bereits verletzte afghanische Kinder in den Krankenhäusern
der Umgebung. Was für ein Trauerspiel!
Der Sündenfall für unser Land war nicht die Anforderung von 
Luftunterstützung im Kampf mit den Taliban um Treibstoffnachschub. 
Solche eskalierenden Ereignisse sind bei einer Verwicklung in 
kriegerische Auseinandersetzungen mit zu allem entschlossenen Gegnern
kaum zu vermeiden.
Die sich möglicherweise noch katastrophal auswirkende Fehlleistung 
deutscher Militärpolitik ist der Feldzug selbst. Er wird von der 
Bundesregierung in einem beispiellosen verbalen Eiertanz vor der 
deutschen Öffentlichkeit als lediglich militärische Absicherung 
zivilen Wiederaufbaus verschleiert. Doch was sind Gefechte und 
Luftangriffe, was sind getötete Kombattanten wie Zivilisten anderes 
als Krieg?
Altkanzler Gerhard Schröder hat sich am Wochenende ein "raus aus 
Afghanistan" entlocken lassen. Er hat Deutschland vor einer 
Verwicklung in den Irak-Krieg bewahrt. Und jetzt hat er wieder Recht.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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