Neue Westfälische (Bielefeld): Die Katastrophe von Duisburg Schatten auf der Regierung PETER JANSEN, DÜSSELDORF
Bielefeld (ots)
Die Katastrophe von Duisburg hat die landespolitischen Auseinandersetzungen weit in den Hintergrund gedrängt. Erschüttert, betroffen und weitgehend ohnmächtig-hilflos wie wir alle haben sich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr Innenminister Ralf Jäger (beide SPD) mit öffentlichen Erklärungen, schnellen Schuldzuweisungen und voreiligen Rechtfertigungsversuchen zurückgehalten - eine angemessene Form, seine Trauer auszudrücken. Die Toten und Verletzten von der Loveparade werfen einen Schatten auf den Start der neuen Regierung. Den Angehörigen der Opfer das Mitgefühl ausdrücken, sich um die Verletzten kümmern, Trauerbeflaggung im ganzen Land als Zeichen der Solidarität - viel mehr kann das Land im Moment nicht tun. Die Suche nach den Ursachen für die Katastrophe wird auch im Innenministerium betrieben. Zunächst unabhängig von der Schuldfrage und damit verbundenen politischen oder strafrechtlichen Konsequenzen muss geklärt werden, ob es Fehler bei der Planung der Parade gegeben hat, die als Freudenfest geplant war und im Schrecken endete. Nur wenn lückenlos aufgeklärt ist, was falsch eingeschätzt wurde, kann man sich für künftige Großveranstaltungen besser wappnen. Dabei ist es angemessen, dass sich Innenminister Jäger mit Erklärungen und Vorwürfen weitgehend zurückhält. Er ist einer der prominentesten Duisburger Sozialdemokraten, einer der erbittertsten Gegner von Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und hat selbst erwogen, bei der Kommunalwahl 2009 gegen den Christdemokraten anzutreten. Jedes kritische Wort zu Sauerland könnte Jäger rasch als Racheakt für die beiden gegen ihn verlorenen Kommunalwahlen ausgelegt werden. Das Sicherheitskonzept für die Veranstaltung in Duisburg ist unter Jägers Vorgänger Ingo Wolf (FDP) entwickelt worden. 4.000 Polizisten für die Sicherung der Wege zwischen dem Hauptbahnhof und dem Veranstaltungsgelände und 5.600 Rettungskräfte hatte das Innenministerium bereit gestellt - nach menschlichem Ermessen genug, aber trotzdem wurde die Katastrophe nicht verhindert. Die tödliche Falle, in der 19 Menschen starben und mehrere Hundert verletzt wurden, lag auf dem Veranstaltungsgelände, dem ehemaligen Güterbahnhof. Die Verantwortung für die Sicherheit in diesem Bereich trugen die Stadt Duisburg und der Veranstalter. Fragen muss sich die Regierung allerdings auch, ob sie sich genügend um die Veranstaltung gekümmert hat. Wenn es tatsächliche so viele Hinweise und Warnungen gegeben hat, die in Duisburg nicht beachtet wurden, dann muss sich Düsseldorf fragen lassen, ob man nicht mit einem Machtwort die Loveparade hätte verbieten müssen.
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