Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Duell an der Spree Kein Spaziergang ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat seine Wahlsiege gegen politische Leichtgewichte errungen. Die CDU-Herausforderer Frank Steffel oder Friedbert Pflüger hat der rhetorisch starke Wowereit im Halbschlaf erledigt. Das ging auch deshalb gut, weil die zerstrittene Berlin-CDU nie den Eindruck erweckte, tatsächlich in der Hauptstadt regieren zu wollen. Doch jetzt ist die Zeit der Spaziergänge zu Ende. Mit der Grünen Renate Künast muss der zunehmend lustlos agierende SPD-Politiker Wowereit endlich gegen einen Vollprofi antreten. Dass Künast weiß, wie Regieren geht, hat sie als Verbraucherministerin unter Rot-Grün bewiesen: Sie entwickelte sich zum Schrecken der Agrarlobby und zum Anwalt der Bürger. Aber auch für Künast wird das Duell an der Spree kein Selbstläufer. Berlin mag "arm, aber sexy" sein, wie Wowereit meint, es ist aber gerade wegen der Armut besonders schwer zu regieren. Die Stadt bräuchte dringend mehr Wirtschaftskraft. Ob sie wirtschaftspolitisch kompetent und ideenreich ist, muss Künast erst noch beweisen. Falls der Höhenflug der Grünen anhält, wird Wowereit im Herbst 2011 überlegen, ob er sich schmollend in die Opposition verzieht. Die CDU wäre sicher sofort bereit, der grünen Köchin als Kellner zur Seite zu stehen.
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