Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu Außenminister Guido Westerwelle Mitleid ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Wie lange soll dieses Schauspiel noch dauern? Guido Westerwelle will um seinen Posten als Außenminister kämpfen. Das ist nun wahrlich keine gute Nachricht und hoffentlich nicht ernst gemeint. Für wen will er diesen Kampf noch führen? Die meisten Botschafter im Dienst des Außenamtes halten ihn für inkompetent und einen Verlierer. Innerhalb der westlichen Bündnispartner ist Westerwelle spätestens seit der Libyen-Enthaltung im UN-Sicherheitsrat isoliert. Und in seiner eigenen Partei betrachtet man ihn als Minister auf Bewährung. Zugegeben: Es ist nicht einfach sich einzugestehen, dass man den Job, den man so gerne gewollt hat, nicht ausfüllen kann. Aber Westerwelle ist kein Regierungspolitiker. Er war in der Opposition großartig und hat den jeweiligen Bundesregierungen eingeheizt. Doch regieren kann er nicht. Dafür fehlen ihm der Sinn für Strategie und die Leidenschaft für das Kleingedruckte. Er ist in seinem Ministeramt nie angekommen. Dass er sich selbst maßlos überschätzt und von neuen Bündnispartnern raunt und so tut als sei er derjenige, der die Statik deutscher Außenpolitik neu vermessen müsste, ist leider nur peinlich. Deutschland braucht eines ganz bestimmt nicht: Einen Sonderweg, der das Land weg von den westlichen Partnern an die Seite von China und Russland führt. Dass die deutsche Außenpolitik widersprüchlich ausfällt, geht sicherlich nicht nur auf Guido Westerwelle zurück. Aber unbestreitbar ist es, dass er kein Gespür für seinen Posten entwickelt hat. Er fällt ja nicht nur in den Augen seiner Diplomaten durch, sondern auch im Urteil der Bevölkerung, auf das Westerwelle sonst doch immer so viel Wert legt. Dass er in seiner jetzigen einsamen Position schon fast Mitleid erregt, hat er selber nicht verdient. Will er sich und uns eine solche Vorstellung noch bis 2013 zumuten?
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