Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Friedensnobelpreis 2011 Ikonen der Freiheit BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Drei Frauen aus zwei sehr unterschiedlichen Regionen dieser Welt erhalten den diesjährigen Friedensnobelpreis. Die Auswahl mag überrascht haben, mancher mag gar enttäuscht sein, doch sie ist eine gute Wahl. Allemal besser, als die Auszeichnung von US-Präsident Barack Obama vor zwei Jahren, der sich bis heute nicht des Friedensnobelpreises würdig erweisen konnte. Da sind Leymah Roberta Gbowee und Ellen Johnson-Sirleaf aus Liberia sowie Tawakkul Karman aus dem Jemen aus ganz anderem Holz geschnitzt. Diese drei Frauen wurden zu Ikonen für Freiheit und Gerechtigkeit. Sie kämpfen kompromisslos und tapfer für jene Ziele, die Politiker wie Obama in kühnen Reden verkünden, aber letztlich nicht konsequent verfolgen können, weil sie eingeengt sind vom Tagesgeschäft. So betrachtet ist die diesjährige Auszeichnung auch eine Korrektur der Fehlentscheidung im Jahr 2009. Die Auszeichnung der drei Frauen ist ein gutes Signal in einer weitgehend von Männern dominierten Welt. In dieser Welt sind es meist die Rechte der Frauen, die zu allererst mit Füßen getreten werden. Frauen zählen, ebenso wie Kinder, zu den ersten Opfern in Kriegen und Bürgerkriegen - gerade in Afrika. Das gilt besonders für Liberia. Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und die aus demselben Land stammende Friedensaktivistin Leymah Gbowee machen derzeitig das Experiment, ihrem Land das zu geben, was es in seinem Namen trägt - Freiheit. Den Weg dorthin bahnten diese tapferen Frauen, die sich furchtlos an die Spitze der Demokratiebewegung setzten. Der Friedenspreis für diese beiden ist alles andere als eine Verlegenheitslösung. Er kann Ermutigung sein für ganz Afrika. Uns im Westen erinnert er daran, dass überall in Afrika die Flamme der Freiheit brennt. Die dritte Preisträgerin, Tawakkul Karman, ist eines der Gesichter der jemenitischen Revolution. Mit ihrer Auszeichnung wird der Arabische Frühling gewürdigt, ohne dass das Nobelpreiskomitee Gefahr läuft, sich festzulegen auf künftige Konstellationen, die sich nach den Wahlen in Tunesien, Ägypten oder Libyen ergeben können. Die jemenitische Revolution ist ebenso unvollendet wie die in Syrien oder Bahrein. Ihr Ziel ist das gleiche wie in allen Staaten des arabischen Umbruchs: Freiheit, Würde und soziale Gerechtigkeit. Dafür kämpfen an vorderster Front junge Menschen wie Karman. Ihr Kommunikationsmittel ist das Internet, sind Facebook und Twitter. Karmans Auszeichnung hat eine weitere Dimension. Vor Jahren verschleierte sie ihr Gesicht noch ganz, so wie die meisten Frauen im Jemen. Inzwischen trägt sie nur noch ein farbiges Kopftuch. Ob sie auch dieses dereinst ablegen wird, wie etwa die jungen saudi-arabischen Akademikerinnen, die nach Europa oder in die USA reisen, ist ungewiss. Das ist ihre private Angelegenheit. Oslo hat die internationale Rolle von Frauen bei der Konfliktlösung gewürdigt. Eine wichtige Geste zur rechten Zeit, die Respekt verdient.
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