Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Frauenquote Zähne zeigen ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Die Welt wäre ein besserer Platz, wenn man schönen Worten Glauben schenken könnte. Wenn man etwa die Selbstverpflichtung der Dax-Unternehmen, künftig mehr weibliche Führungskräfte einzustellen, für bare Münze nehmen könnte. Aber die selbstgesteckten Ziele der Großkonzerne sind keineswegs so kühn, wie es die Familienministerin Kristina Schröder gerne interpretiert haben wollte. Dass etliche Konzerne ihre Ziele gleich für den gesamten Globus und nicht speziell für Deutschland formulierten, lässt auf kreative Verrechnungsmodelle schließen. Den Finger in diese Wunde hat Ursula von der Leyen gelegt, die ihrer Parteifreundin und Kabinettskollegin Kristina Schröder bei der Präsentation der Selbstverpflichtungen unverblümt die Show stahl. Man kann Ursula von der Leyen für nervig und eitel halten, aber eines ist sie gewiss nicht: naiv. Dass die vergangenen zehn Jahre Selbstverpflichtung der Dax-Unternehmen den Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten um gerade mal 1,2 Prozent erhöht haben, lässt für Zukunftshoffnungen wenig Raum. Kristina Schröder glaubt trotzdem, dass nun jährliche Rechenschaftsberichte und öffentlicher Druck die Wende bringen werden. Aber wer soll den Druck dauerhaft aufrechterhalten? Bei uns wird gegen Bahnhöfe und Flughäfen demonstriert und auch gegen die Banken, aber für mehr Frauen in Führungsetagen geht niemand auf die Straße. Das ist ein klassisches Feld, auf dem die Politik Zähne zeigen müsste. Ursula von der Leyen hat das verstanden. Kristina Schröder will sich gegen die übermächtige Kollegin von der Leyen abgrenzen - was psychologisch vielleicht verständlich ist. Aber der Sache dient es nicht. Und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagt wie so oft wieder einmal "nein". Die Dax-Konzerne können sich beruhigt zurücklehnen.
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