Neue Westfälische (Bielefeld): Katholikentag in Mannheim beendet Mehr Fragen als Antworten MATTHIAS BUNGEROTH
Bielefeld (ots)
Dieser verbale Paukenschlag ist entlarvend. Wenn der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig, Gastgeber des nächsten Katholikentages 2014, die Reformgruppen innerhalb der Kirche als "parasitäre Existenzformen" abkanzelt, zeigt das, wie es um die Dialogfähigkeit zwischen unterschiedlichen Gruppen der römisch-katholischen Kirche bestellt ist. Statt eines dringend notwendigen, selbstkritischen Dialogs um die Zukunftsfähigkeit der Institution Kirche ist nicht nur Sprachlosigkeit, sondern sogar Feindseligkeit eingekehrt. Schlimmer kann die Bestandsaufnahme zum Ende des Katholikentages kaum ausfallen. Denn was seit Jahren bereits auf anderen Katholikentagen wie zum Beispiel in Osnabrück im Jahr 2008 augenfällig ist, wird mit dem Zitat von Bischof Müller auf geradezu tragische Weise auch für die Zukunft zementiert. Reformgruppen wie "Wir sind Kirche" führen auf den Katholikentagen eher eine Existenz des Geduldetseins statt einer Instanz, die mit den Kirchenoberen einen Diskurs auf Augenhöhe führt. Genau das Gegenteil aber wäre nötig. Denn auch der jetzt zuende gegangene Katholikentag von Mannheim hat auf drängende Fragen keine oder nur oberflächliche Antworten liefern können. Um die Zukunft der Kirche besorgte Theologen wie Friedhelm Hengsbach oder EugenDrewermann brachten die Fragen in Mannheim erneut vergeblich auf die Tagesordnung. Da geht es um die Rolle der Frauen und der Laien in der Kirche, den Zölibat, den Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten oder die Ökumene. Geistiger Stillstand ist auf all diesen Gebieten seit Jahren zu verzeichnen. Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche aus den letzten Jahrzehnten scheint die katholische Kirche in eine Art Schockstarre versetzt zu haben. Das Zitat von Bischof Müller deutet nun auf eine noch düstere Zukunft hin. Übrigens: Bischof Müller ist in der deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Ökumenekommission.
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