Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Japan arbeitet Atomkatastrophe von Fukushima auf Erfrischende Worte MARTIN KOELLING, TOKIO
Bielefeld (ots)
In Japans Diskussion um Atomkraft ragt der jüngste Bericht zur Atomkatastrophe in Fukushima wie ein Leuchtturm hervor. In einem Land, in dem sich die Menschen gern um klare Aussagen herumdrücken, spricht der erste parlamentarische Untersuchungsausschuss der japanischen Geschichte ungewohnt und erfrischend schnörkel- und schonungslos bittere Wahrheiten aus. Der schwerste Atomunfall wäre vermeidbar gewesen; schon das Erdbeben und nicht wie von der Atomindustrie behauptet der Tsunami könnte die Reaktoren schwer beschädigt haben; und das Land war erbärmlich auf einen Störfall vorbereitet, weil der GAU aus politischen Gründen nie durchgedacht worden war. Die Atomlobby hätte damit ja zugegeben, dass Atomkraft entgegen ihrer Propaganda auch Risiken birgt. Ganz neu ist das zwar alles nicht, aber der Report ist wertvoll und beispielhaft über die Landesgrenzen hinaus. Denn die Kommission hat sich politisch nicht vereinnahmen lassen. Zu verdanken ist diese Leistung vor allem dem Ausschussvorsitzenden Kiyoshi Kurokawa. Nun kommt es nur noch auf die Japaner selbst an dabei, ob daraus die nötigen Lehren gezogen und Kurokawas Traum erfüllt wird. Er will eine Kritikkultur in Japan einführen, um die Klüngelkultur zu zerreißen.
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