Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Neue Regeln für Kirchenaustritte Formaler Akt BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
So einfach könnte die Welt sein: Wer aus der Kirche austritt, tritt aus der Kirche aus. So einfach ist es aber nicht. Strenggenommen ist das in der Taufe gegebene gegenseitige Versprechen unauflöslich. Ausgetretene bleiben also Christen, so sie es denn wollen. Katholiken aber können sie nicht mehr sein, so die katholische Kirche. In Wahrheit aber sind die Dinge noch schwieriger und nicht nur für Atheisten schwerlich nachvollziehbar. Mit der Entscheidung, bei einem Austritt nicht mehr automatisch mit der Exkommunikation zu reagieren, sind die deutschen Bischöfe der Sichtweise des Vatikans entgegengekommen. Bereits vor sechs Jahren hatte Rom bestimmt, dass ein bloß formaler Kirchenaustritt noch keinen Abfall vom Glauben darstelle, der mit Exkommunikation bestraft werden müsse. Die Zustimmung des Vatikans ist also eine Umkehr. Rom, so steht zu vermuten, nimmt Rücksicht auf die katholische Amtskirche in Deutschland, die eine Mitgliedschaft vom Zahlen der Kirchensteuer abhängig macht. Es geht schlichtweg um schnöden Mammon. Auf die Gemeindepfarrer rollt jetzt eine Welle an Arbeit zu, die sie überfordern dürfte. Angesichts von rund 100.000 Kirchenaustritten ist das angeordnete Gespräch mit Ausgetretenen ein formaler Akt zur Gewissensberuhigung.
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