Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Schavan-Rücktritt Perfekt CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots)
Das muss man Angela Merkel und Annette Schavan lassen: Die beiden Frauen haben den Wechsel an der Spitze des Wissenschafts- und Bildungsministeriums perfekt geregelt. Annette Schavan hat, trotz persönlich anderer Auffassung, den Weg für einen Neuanfang freigemacht. Sie hat nicht wie Norbert Röttgen nach seiner Niederlage bei der NRW-Wahl lange gezappelt und sich geziert, bis sie zurückgetreten ist. Schavan hat schnell die Konsequenzen gezogen, im Interesse der Sache, des Landes, der CDU und der Kanzlerin. Sie fühlt sich selbst zwar von der Universität Düsseldorf schlecht behandelt und den Doktortitel zu Unrecht aberkannt. Sie wird gegen die Entscheidung klagen. Aber sie hat eine geradezu weise Einsicht in die Situation ihrer Freundin und Kanzlerin Angela Merkel gezeigt. Annette Schavan hat vordergründige eigene Interessen hintangestellt. Und sie hat sich damit Respekt erworben. Sie wird sicher als Vorsitzende irgendeiner Kommission oder eines Gremiums auf die politische Bühne zurückkehren. Kanzlerin Angela Merkel ihrerseits hat bewiesen, dass sie handlungsfähig ist. Binnen weniger Tage hat sie eine Nachfolgerin aus der Taufe gehoben, die über jeden Zweifel erhaben ist. Natürlich hat Johanna Wanka auch politische Gegner, und viele sind mit ihrem Kurs in Sachen Studiengebühr nicht einverstanden. Aber sie hat schon in Brandenburg und später in Niedersachsen gute Arbeit gemacht, in persönlicher Bescheidenheit. Merkel hat die richtige Frau zur richtigen Zeit gefunden. Impulse wird Wanka bis zur Bundestagswahl freilich nicht mehr setzen können. Das ist aber nicht ihr persönlich zuzuschreiben, sondern dem verkrusteten Bildungssystem, dem Streit zwischen Bund und Ländern in dieser Frage. Daran müsste sich über die Personalveränderung hinaus etwas ändern in Deutschland.
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