Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Endlagersuche-Gesetz Historische Chance ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Bei der Endlagersuche gibt es für die Politik in Deutschland eine zweite Chance. Ein historischer Fehler könnte endlich beseitigt werden: das sture Beharren auf Gorleben als angeblich bestem und einzig denkbarem Standort für hochradioaktiven Atommüll. Dabei haben sich beide Volksparteien nicht mit Ruhm bekleckert: Die Standortentscheidung für den Salzstock in Niedersachsen trafen 1977 Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU). 36 Jahre später ist die Politik klüger. Momentan ist sie sogar so klug, und das ist wirklich nicht ironisch gemeint, dass ein parteiübergreifender Konsens zwischen Bund und Ländern zum Greifen nahe ist. Eingefädelt haben ihn Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), SPD-Chef Sigmar Gabriel, der grüne Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin und Baden-Württembergs grüner Landesvater Winfried Kretschmann. Dem Land und vor allem den geplagten Bürgern des Wendlands wäre zu wünschen, dass die ergebnisoffene Suche noch vor der parlamentarischen Sommerpause per Gesetz tatsächlich festgeschrieben wird. Spätestens seit dem Debakel mit dem Salzstock Asse ahnen doch alle, dass Salz als Wirtsgestein für den strahlenden Abfall alles andere als "alternativlos" ist. Doch eine neue Suche ist erst die halbe Miete. Irgendwann einmal muss der strahlende Müll irgendwo verbuddelt werden, vielleicht in Granit oder vielleicht in Ton. Auch dann wird ihn wohl niemand vor der Haustür haben wollen, selbst wenn die Begründung wissenschaftlich fundierter ausfällt als bei Gorleben. Doch den Kopf in den Sand zu stecken geht nicht. Da ist es besser, die Suche wenigstens so transparent und offen wie möglich zu gestalten. Wenn die Politik jetzt nicht zeigt, dass sie aus ihren Fehlern gelernt hat, besteht nicht einmal eine winzige Chance auf eine mögliche Akzeptanz in der Bevölkerung.
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