Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Neues Zinstief Offenbarungseid der Volkswirte BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Der europäische Leitzins hat ein neues Rekordtief erreicht. Doch allenfalls Berufsoptimisten vom Schlage eines Mario Draghi versprechen sich davon ein Ende der tiefen Rezession in der Eurozone. Auch noch so billiges Geld beflügelt die Konjunktur in der Realwirtschaft nicht - nicht in Spanien, nicht in Italien oder Frankreich. Selbst die bisherige Konjunkturlokomotive Deutschland stottert derzeit. Und so lesen sich alle Reaktionen auf die neuerliche Zinssenkung wie Stoßgebete: "Die Währungshüter hoffen...", "Die Zinssenkung soll...", "Vielleicht reicht es ja". Wenn so Zuversicht klingt, verzichtet man liebend gern auf realistischere Szenarien der Volkswirte. Den durchschnittlichen Bundesbürger drücken ohnehin andere Sorgen. Obwohl die Inflationsrate hierzulande mit aktuell 1,5 Prozent vergleichsweise niedrig ist, zehrt sie alles Ersparte und den Großteil des in Renten-, Riester- und Lebensversicherungen eingezahlten Geldes auf. Rentner erleben einen kräftigen Kaufkraftverlust, und Sparer schauen besser lieber gar nicht mehr auf ihren Kontostand. Die kalte Enteignung von Rentnern, Arbeitnehmern und weiten Teilen des Mittelstands füllt die Taschen anderer. Um der Enteignung zu entgehen, raten Volkswirte den Bürgern zum Konsum. Sparer sollen investieren, etwa in Wohnungseigentum. Schließlich seien die Zinsen auf einem Rekordtief. Dass die Immobilienpreise längst auf Rekordhöhen geklettert sind, verschweigen die Ratgeber. Noch so tiefe Leitzinsen haben bislang keine Wachstumsimpulse für Europas Krisenstaaten gebracht. Wie auch, wenn deren Wettbewerbsfähigkeit stetig sinkt? Neue Geschäftsideen aber finanzieren die Banken nicht oder zu Horrorzinsen, die selbst Robert Boschs oder Steve Jobs' Geschäftsideen zunichte gemacht hätten. Ohne Liquidität aber funktioniert die Realwirtschaft nun mal nicht.
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