Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Großbritannien und seine Monarchie Zeitloser Reiz JOCHEN WITTMANN, LONDON
Bielefeld (ots)
Der Thronfolgerfolgerfolger ist der letzte Beweis, wenn denn einer nötig sein sollte, für den zeitlosen Reiz, den die britische Monarchie für ihre Untertanen hat. Ein gewähltes Staatsoberhaupt mag zeitgemäßer und demokratischer sein, aber kann sich in puncto Popularität mit einer Institution wie der königlichen Familie nicht messen. Sie kann den Untertanen die volle Seifenoper eines ausgefüllten Familienlebens bieten: vom Spaßprinzen bis zur Skandalprinzessin, vom schrulligen Prinzgemahl bis zur Oma der Nation, vom feschen Thronfolger bis zum niedlichen Stammhalter. Da gibt es Dramen, Beerdigungen und Hochzeiten, und da gibt es eben auch den freudigsten aller Festanlässe: die Geburt eines Kindes. Und dass die königliche Familie etwas von der Inszenierung all dieser Events versteht, versteht sich natürlich von selbst. Wie hatte Britanniens berühmter Verfassungsrechtler Walter Bagehot schon im 19. Jahrhundert festgestellt: "Je demokratischer wir werden, desto mehr mögen wir das große Schauspiel, das ja schon seit jeher den vulgären Geschmack erfreut hat." Umfrage auf Umfrage hat ergeben, dass eine solide Dreiviertelmehrheit der Briten für den Erhalt der Monarchie ist und gerade einmal 15 Prozent für deren Abschaffung. Die Popularität dürfte sich mit dem Baby steigern. Und abgesehen vom Unterhaltungswert bietet die Monarchie den Briten durchaus einen praktischen Nutzen. Früher halfen noch der Protestantismus oder das Empire als nationale Klammern. Heutzutage ist nur die Krone als das wichtigste Symbol des gesellschaftlichen Zusammenhalts übriggeblieben. Die Monarchie steht für Kontinuität und Stabilität. Und mit einer Queen, die seit mehr als 60 Jahren auf dem Thron sitzt, und gleich drei weiteren Monarchen in spe verfügt man über Trümpfe, denen die Republikaner nichts entgegenzusetzen haben.
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