Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Frauen in der SPD Wunderliche Bescheidenheit ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Drei SPD-Politikerinnen trommeln für Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Unter Bundeskanzlerin Angela Merkel sei nichts geschehen für die Gleichstellung. Stimmt das? Ist die SPD die wahre Frauenpartei? Klar, die CDU hat auf Druck der CSU das Betreuungsgeld durchgesetzt, das für die SPD-Frauen Teufelszeug darstellt. Und auch zur Frauenquote in Aufsichtsräten haben sich die Christdemokraten erst durchgerungen, als Arbeitsministerin Ursula von der Leyen den Aufstand wagte. Doch unabhängig von aktuellen Forderungen hat die Merkel-Ära eine Menge für die Gleichstellung bewirkt: Sie hat gezeigt, dass es Frauen in der Politik in die höchsten Ämter schaffen können. Sie hat in die Männerdomäne Spitzenpolitik eine Bresche geschlagen und ein neues Rollenmodell geschaffen. Es ist kein Zufall, dass heute mehr Frauen als Männer die CDU wählen, darunter viele junge Frauen. Die Christdemokraten waren einmal verschrien als Altherrenpartei, aber diese Zeiten sind Vergangenheit. Momentan hat die CDU mehr weibliche Führungskräfte als die SPD. So besetzen etwa auf sechs CDU-Landeslisten Frauen den ersten Platz. Die SPD hat nur drei Spitzenkandidatinnen. Und selbst die CSU zieht erstmals in ihrer Geschichte mit einer Frau an der Spitze (Gerda Hasselfeldt) in den Wahlkampf. Bei der SPD bestimmen seit ewigen Zeiten Männerrunden, wer Kanzlerkandidat wird. Die Frauen scheint das nicht zu stören. Wer den Damen von der SPD zuhört, kann sich über so viel Bescheidenheit nur wundern.
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