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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Sozial Schwache gehen nicht wählen Böse Ironie HUBERTUS GÄRTNER

Bielefeld (ots)

Es waren vor allem unterprivilegierte Menschen, die auch in Deutschland viele Jahrzehnte lang unter großen Opfern dafür gekämpft haben, dass ihnen das Wahlrecht endlich zuerkannt wurde. Als Vehikel und als Ausdruck für Emanzipation sollte es dienen. Deshalb mutet es heute wie eine böse Ironie der Geschichte an, wenn ausgerechnet Menschen, die sich auf der Schattenseite unserer Gesellschaft befinden, zunehmend auf ihr Wahlrecht verzichten. Das hat die Bertelsmann-Stiftung nun aber mit einer umfangreichen empirischen Studie gezeigt - und damit nebenbei auch unter Beweis gestellt, dass sie soziale Fragen bisweilen kritisch beleuchten kann. Von den rund 17 Millionen Wahlberechtigten, die bei der letzten Bundestagswahl im September nicht zur Urne gegangen sind, kamen laut Studie die allermeisten aus sozial schwachen Milieus. Die Armen und Ausgegrenzten, die Zurückgebliebenen, die Mühseligen und Beladenen haben dieser Demokratie anscheinend längst stillschweigend den Rücken gekehrt. Sie leben zunehmend in abgegrenzten Milieus - ohne Stimme. "Sozial prekär" seien die Bundestagswahlen, so die Stiftung. "Selektiv und ungerecht" - das könnte man genauso sagen.

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