Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Eskalation in der Ukraine Tief besorgt Stefan Schelp
Bielefeld (ots)
Erinnert sich noch jemand an die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine? Irgendwie pittoresk, volkstümlich slawisch wirkte das Land auf uns. Folkloristisch - und ewig weit entfernt. Wenn wir dagegen heute die Szenen auf dem Maidan betrachten, scheint die Idylle von damals aus einem anderen Leben zu stammen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton gibt zu Protokoll, sie sei "tief besorgt". Anders Fogh Rasmussen, der NATO-Chef, ist "ernstlich besorgt". Recht haben sie. Die Ukraine steuert auf einen Bürgerkrieg zu. Geradezu verdächtig ruhig war es in den letzten Tagen. Demonstranten räumten die Gebäude der Stadtverwaltung, die Regierung ließ 240 Oppositionelle frei. Doch die Ruhe war trügerisch. Aus dem Hintergrund schürt Julia Timoschenko, die inhaftierte Oppositionspolitikerin, noch die Wut der Demonstranten, Präsident Viktor Janukowitsch hält mit eigener Propaganda dagegen. Entstanden ist der Konflikt, als der Präsident überraschend das geplante Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union auf Eis legte. Janukowitsch-Freund Wladimir Putin bot zeitgleich alle nur erdenkliche Hilfe an. Ein Schelm, der Böses, gar ein abgekartetes Spiel dahinter vermutete. Seither ist der altbekannte Konflikt Ost gegen West, Russland gegen EU und USA, West-Ukraine gegen Ost-Ukraine neu entbrannt. Seit ihrem Anfang ist die Auseinandersetzung auch ein Stellvertreterkonflikt. Schlimmer noch: Es fehlt nicht viel, und aus dem Konflikt erwächst der nächste Bürgerkrieg. Mit unendlich viel Leid, unschuldigen Toten und einem Land, das im Chaos versinkt. Die Europäische Union wird sich deutlicher positionieren müssen als in der Vergangenheit, sie muss eine gemeinsame Strategie mit den USA entwickeln. Der Druck auf beide Konfliktparteien muss steigen - im Interesse des Friedens. Denn die Ukraine ist Europa. Und sie ist weder folkloristisch noch weit entfernt.
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