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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Wahlkampagne zur Europawahl startet Gesichter für Brüssel Alexandra Jacobson, Berlin

Bielefeld (ots)

Klar doch, jeder weiß ganz genau, was an Europa aufregt. Dass sich die Kommission in Brüssel über den Krümmungsgrad der Gurken Gedanken macht oder darüber, ob Olivenöl in Kännchen gereicht werden darf, das nervt. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt eines großen Bildes. Und dieses große Bild ist immer noch das Beste, was dieser Kontinent je hervorgebracht hat. Länder, die einst tief verfeindet waren, haben gelernt, ihre Differenzen ohne Waffengewalt beizulegen. Nicht nur der Konflikt um die Ukraine zeigt, dass der friedliche Interessenausgleich noch keineswegs zum Standardverhalten in der Welt gehört. Die Werte der Europäischen Union sind kostbar. Eine gute Möglichkeit, sie zu verteidigen, gibt es am 25. Mai. Dann wird das Europäische Parlament gewählt. Wenn am kommenden Wochenende die Wahlkampagnen offiziell beginnen, steht eines schon fest: So spannend wie 2014 waren die Europawahlen noch nie. Erstmals verbindet sich das, was in Brüssel passiert, konkret mit Gesichtern. Für die größten Parteifamilien gehen zwei Spitzenkandidaten ins Rennen: Martin Schulz tritt für die Sozialisten und Sozialdemokraten an und Jean-Claude Juncker für die Konservativen und Christdemokraten. Wer gewinnt, soll Präsident der EU-Kommission werden. Das ist zwar noch nicht hundertprozentig sicher, weil die 28 Regierungschefs der EU da ein Wörtchen mitreden wollen. Aber sie dürfen sich über das Ergebnis der Europawahl nicht einfach hinwegsetzen. Das sieht der Lissabon-Vertrag vor. So viel Demokratie gab es also noch nie in der EU. Das Duell zwischen Juncker und Schulz dürfte auch deshalb spannend werden, weil beide Herzblut-Europäer und starke Typen sind. Jetzt müsste nur noch das Geheimnis gelüftet werden, was die zwei inhaltlich voneinander unterscheidet. Denn beide sind Pragmatiker und daran gewöhnt, um Kompromisse zu ringen. Im Moment hat es den Anschein, dass sie sich ähnlicher sind, als es ihren Parteifamilien recht sein kann.

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