Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Der Fall Middelhoff Grenzen überschritten ANDREA FRÜHAUF
Bielefeld (ots)
Seit fast fünf Monaten sitzt Thomas Middelhoff in Untersuchungshaft. Der einstige Arcandor-Chef, der zuvor nur die Sonnenseite des Lebens kannte und sich stets als Sieger fühlte, musste die Luxusvilla direkt nach dem Richterspruch gegen eine Zelle eintauschen. Ein wohl beispielloser Fall. Suizidgefahr ist da generell nicht ausgeschlossen. Wer aber einen Häftling vier Wochen lang alle 15 Minuten mitten in der Nacht weckt, überschreitet (Gesundheits-)Grenzen. Wegen Fluchtgefahr, weil Middelhoff gute Kontakte nach Asien und dazu einen chinesischen Reisepass in der Tasche hatte, kam er direkt nach der Verurteilung wegen Betruges und Steuerhinterziehung in U-Haft, ehe der Bundesgerichtshof über seine Revision entschieden hat. Middelhoff, der wegen privater Nutzung von Charterflügen auf Firmenkosten (rund 500.000 Euro Schaden) und einer von Arcandor zu Unrecht bezahlten Festschrift für den Ex-Bertelsmann-Chef Mark Wössner verurteilt wurde, wird behandelt wie ein Schwerverbrecher. Zum Vergleich: Der Chef des Möbelimperiums Schieder, Rolf Demuth, wurde wegen millionenschweren Kreditbetruges zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Demuth hat fünfeinhalb Monate in U-Haft gesessen, kaum länger als Middelhoff. Nur die Auftritte von Sonnyboy Middelhoff, der spektakulär aus dem Gericht sprang, waren glamouröser. Die Justiz aber will Reue.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell