Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Insolvenzverfahren gegen Thomas Middelhoff Ganz unaufgeregt Stefan Schelp
Bielefeld (ots)
Tag für Tag werden in Deutschland Privatinsolvenzverfahren eröffnet. Zumeist geht es um arme Schlucker. Um Menschen, die sich mit Krediten für Handy oder Urlaub übernommen haben. Manchmal geht es um schillernde Persönlichkeiten. Und heute um Thomas Middelhoff, einst genannt "Big T", früher Lenker von Bertelsmann und Steuermann im Arcandor-Konzern. Eine ganz normale Privatinsolvenz ist das also nicht, die das Amtsgericht Bielefeld eröffnet hat. Und doch: Ab sofort geht es nicht mehr um den gefallenen Stern der Managerbranche. Sondern nur noch um sein Vermögen. Und darum, möglichst viel von dem Vermögen zu den Gläubigern zu dirigieren. Auf diesen Umstand hat der Insolvenzverwalter Thorsten Fuest hingewiesen. Er hat damit ein wichtiges Signal gesetzt. Kommunikativ will er vorgehen, mit allen Seiten reden, damit das Verfahren nicht unnötig in die Länge gezogen wird. Fuest ist ein ganz anderer Typ als sein Berufskollege Hans-Gerd Jauch. Letzterer nutzt die große Bühne, um für die insolvente Arcandor AG Geld einzutreiben. Fuest kann darauf verzichten. Und bemüht sich stattdessen um Ruhe, Effizienz und Unaufgeregtheit. All das wird er brauchen, denn das Verfahren wird auch ohne überbordende Gefühle schon vertrackt genug. Die Vielzahl der gordischen Knoten, die Middelhoff und seine einstigen Freunde - jetzt Kontrahenten - geknüpft haben, will erst mal durchschlagen sein. Fuests Ruhe und Effizienz kann daher allen Seiten nur nützen. Thomas Middelhoff, weil auch er in diesem Insolvenzverfahren im wahrsten Sinne des Wortes noch ein paar Rechnungen offen hat. Und seinen Gläubigern ohnehin. Dass am Ende keine der beiden Seiten so richtig zufrieden sein wird, liegt in der Natur der Sache. Wenn alles gut läuft, wenn für Middelhoff nicht noch ein Verfahren wegen einer Bankrottstraftat hinzukommt, dann ist der Exmanager dank der neuen Regeln der Privatinsolvenz spätestens nach fünf Jahren schuldenfrei. Dann ist er 67 Jahre alt. Ein gemischter Ausblick.
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