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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Opel-Peugeot-Deal Politik soll sich raushalten Andreas Niesmann, Berlin

Bielefeld (ots)

Es gibt eine Zahl, die die ganze Opel-Misere auf den Punkt bringt. 18. So viele Jahre ist es her, dass der Autobauer zum letzten Mal einen Cent verdient hat. Wobei man damals noch in Mark und Pfennig abgerechnet hat. Anders ausgedrückt: Wer geboren wurde, als Opel und das britische Schwester-Unternehmen Vauxhall noch profitabel waren, macht heute seinen Führerschein. Natürlich gibt es Gründe dafür: Fehlentscheidungen, die Finanzkrise, Entwicklungshemmnisse innerhalb des GM-Konzerns, Währungsschwankungen und, und, und. Am Ende aber bleibt diese Zahl. 18. Sie lässt es beinahe wie ein Wunder erscheinen, dass Opel überhaupt noch existiert. Wenig verwunderlich hingegen ist, dass diese Bilanz irgendwann zu Konsequenzen führen musste. Der Zeitpunkt scheint gekommen. Die US- Opel-Mutter GM will ihr Europa-Geschäft an PSA Peugeot Citroën aus Frankreich verkaufen. Das ist zunächst keine schlechte Nachricht. Opel fühlte sich bei GM schon lange nicht mehr wohl, jetzt nimmt sich eine europäische Mutter des Sorgenkindes an. Gut möglich, dass die kulturellen Differenzen mit den Franzosen weniger stark sind als jene mit den Amerikanern. Der Aufschrei der deutschen Politik ist unangebracht. Der europäische Automarkt konsolidiert sich, Überkapazitäten werden abgebaut. So ist das nun mal in einer freien Marktwirtschaft. Geradezu naiv wirkt die Empörung darüber, dass der Betriebsrat in die Verhandlungen nicht eingebunden war. Hätten die GM-Bosse erst bei der IG Metall um Erlaubnis fragen müssen, sie hätten ihre Pläne auch gleich in Rüsselsheim ans Schwarze Brett nageln können. GM braucht für den Verkauf auch nicht den Segen der Bundeskanzlerin. Wenn Amerikaner und Franzosen sich handelseinig werden, kommt der Deal zustande - ob die Bundesregierung will oder nicht. Das ist der Preis, den Deutschland für seine wenig interventionistische Wirtschaftspolitik bezahlt, die eher auf das Setzen von Rahmenbedingungen abzielt. Dass die Bundesrepublik mit dieser Strategie meistens gut gefahren ist, zeigt ein Blick auf die Verfasstheit der deutschen und der französischen Wirtschaft. Und wenn der deutsche Staat dann doch eingegriffen hat, waren die Erfolge oft überschaubar. Derzeit zu sehen am Beispiel VW. Eine Sache allerdings muss die Bundesregierung jetzt tun. Sie muss bei der französischen Regierung, die Anteile am PSA-Konzern hält, mit aller Macht darauf drängen, mögliche Werksschließungen von betriebswirtschaftlichen und nicht von arbeitsmarktpolitischen Kriterien abhängig zu machen. Dazu wird im französischen Wahlkampf eine Menge Druck nötig sein. Am Ende aber sollten sich die besseren Argumente durchsetzen. Auch im Interesse von PSA Peugeot Citroën.

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