Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: AfD-Spitze Danke, Frauke Petry Dieter Wonka, Berlin
Bielefeld (ots)
Lucke, Henkel, Petry, Höcke - Chaos. Die AfD ist mit dem einstweiligen Rückzug von Frauke Petry aus der Frontposition da angekommen, wo sie hingehört: Aus einer professoralen Altherrenriege zur Bekämpfung des Euro ist ein Club nationalistischer Polit-Zocker geworden. Es geht der Partei nicht um die Beeinflussung von Politik im Rahmen der parlamentarischen Demokratie, sondern ausschließlich um Provokation, um persönliche Macht und Pfründe und um den radikalen Verzicht auf den zivilisierten Umgang mit Verantwortung. Beinah muss man der Polit-Solistin Petry dankbar sein, so kurz vor dem Kölner Parteitag und in Sichtweite der Bundestagswahl einen Paukenschlag gesetzt zu haben. Diese "Alternative" für Deutschland strebt nicht nach Gestaltung. Sie macht aber in ihrem erreichten Zustand die als "Alt-Parteien" verhöhnte parlamentarische Konkurrenz zu möglichen Gewinnern. Vorausgesetzt, sie haben die Lektion der vergangenen AfD-Jahre begriffen: Zuhören, nachdenken, Lösungen versuchen, selbst wenn es schwerfällt. Das mag altmodisch klingen, aber nur so geht es seriös voran. Petry hat erklärt, die neuen Mächtigen in ihrer AfD sind dazu nicht willens, nicht fähig. Man sollte sie beim Wort nehmen. Die Zeit der billigen Ausflucht, aus Frust über Merkel, aus Ärger über Multi, aus Gleichgültigkeit gegenüber Europa, ist vorbei. Wer Volksgenosse von Höcke und Co. sein will, der muss nun endgültig wissen, worauf er sich einlässt. Dabei ist es gleichgültig, ob Frau Petry einen letzten Schachzug versucht, den offen rechtsextremen Weg einiger zu stoppen, oder ob sie sich nur aus gekränkter Eitelkeit aus dem Spiel nimmt. Der verbliebenen Funktionärstruppe ist das Wohlergehen des Staates egal. Die AfD geht den Weg aller Sektierergruppen: nach der Spaltung ist vor der Spaltung. Wer immer sich jetzt mit der Frage beschäftigt, ob Politik verändert werden soll, kann nicht im Ernst glauben, Bernd Höcke und Alexander Gauland seien die vernünftigere Alternative. Konservative Realpolitik findet außerhalb der AfD statt, jedenfalls nicht bei Leuten, die nur so tun, als ginge es um ein seriöses Teamspiel. Seit gestern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die AfD sich selbst zertrümmert - oder dass konservative Realpolitiker zur Besinnung kommen. Danke, Frauke Petry. Selbst wenn es nur ein allerletzter Trick aus der Kiste gewesen sein sollte.
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