Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Debatte um Leitkultur Schlechtes Deutsch Thomas Seim
Bielefeld (ots)
DDer Satz "Wir sind nicht Burka" ist schlechtes Deutsch. Das ist nicht nur unter Germanisten keines Streits würdig. Thomas de Maizière klingt ebenfalls nicht wirklich deutsch, auch wenn viele französische Hugenotten dieses Namens schon vor vier Jahrhunderten einwanderten. Gleichwohl wird man den Bundesinnenminister mit Fug einen guten Deutschen nennen - und dies, obwohl er der Versuchung nicht widerstanden hat, die unsägliche Leitkultur-Debatte zu erneuern, an der vor 15 Jahren schon der Christdemokrat Friedrich Merz scheiterte. Die Verunsicherung in der Union muss riesig sein, wenn sie glaubt, dass diese Debatte für einen Erfolg bei den bevorstehenden Wahlen notwendig wird. Insbesondere in NRW reibt man sich - nicht nur, aber auch in der Union - verwundert die Augen, dass der Spitzenkandidat der CDU nun an der Seite de Maizières Prinzipien fordert, die über das Grundgesetz hinausgehen. Noch voriges Jahr hatte Laschet umgekehrt über flüchtlingsfeindliche Angriffe in Sachsen erklärt, die Integration mancher Deutscher in unsere Leitkultur sei gescheitert. Ja, was denn nun? Da ist es wohltuend, wenn der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz die Debatte für überflüssig, vor allem aber für gefährlich hält. Denn, da darf man Polenz zitieren: Das Grundgesetz ist die Leitkultur und bildet den Rahmen für viele Kulturen. Das Grundgesetz gibt es schon, dafür braucht es keine neue Debatte. Es sei denn, man will es stärker national ausrichten. Man kann nur hoffen, dass das nicht der Hintergrund des de-Maizière-Vorstoßes ist. Und dass das schlechte Deutsch nicht das des Innenministers ist. Es erinnert an "Wir sind Papst" bei der Wahl Benedikts XVI. Der aber ist nicht mehr im Amt. De Mazière ist es noch.
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