Neue Westfälische (Bielefeld): Insolvenz von Air Berlin Siechtum findet jähes Ende Wolfgang Mulke, Berlin
Bielefeld (ots)
Die Insolvenz der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin kommt nur vom Zeitpunkt her überraschend. Denn noch vor wenigen Monaten hatte der Großaktionär und Finanzier des Unternehmens, Etihad, sein finanzielles Engagement für die Berliner noch einmal bekräftigt. Doch nun hat die arabische Fluggesellschaft sich doch für ein Ende mit Schrecken entschieden, um ein Schrecken ohne Ende zu verhindern. Weit mehr als eine Milliarde Euro hat das Unternehmen aus Abu Dhabi in Berlin versenkt. Darf der Staat nun mit einem dreistelligen Millionenbetrag für das Versagen rund um Air Berlin gerade stehen? Im Moment blieb der Bundesregierung wohl keine Alternative zu einer Bürgschaft. Zehntausende Urlauber wären andernfalls nicht mehr mit dem gebuchten Flug nach Hause zurückgekommen. Das hätte kurz vor der Bundestagswahl verheerende Schlagzeilen gegeben. Insofern ist die Hilfsaktion verständlich. Einiges spricht dafür, dass das Engagement auch wirtschaftlich vernünftig ist. Denn ganz so überraschend kann die jüngste Entwicklung für die Regierung nicht gekommen sein. Schon im Frühsommer fühlte Air Berlin im Wirtschaftsministerium und bei den Bundesländern, in denen sie ihre Unternehmenssitze hat, nach einer staatlichen Bürgschaft vor. Der Bund hat klar gestellt, dass eine Unterstützung dieser Art nur bei einem vorliegenden Konzept für eine erfolgreiche Sanierung gewährt werden kann. Das war im Juni noch nicht der Fall. Das hat sich inzwischen geändert, glaubt man den beteiligten Ministerien. Alles andere als ein Einstieg der Lufthansa beim früher einmal größten nationalen Konkurrenten wäre eine Überraschung. Auf den Verlusten bleibt Etihad wohl sitzen. Auch kartellrechtliche Bedenken bei einer Übernahme sieht das Bundesverkehrsministerium nicht. Tatsächlich ist der Branchenprimus auch nach dem Ende von Air Berlin nicht allein am Markt. Diese Erwägungen werden bei der Entscheidung der Bundesregierung eine wichtige Rolle gespielt haben. Im Idealfall kann sowohl die Feriensaison geordnet abgewickelt werden als auch ein großer Teil von Air Berlin weiter bestehen. Das rechtfertigt die Hilfe, zumal der Überbrückungskredit durch Vermögenswerte von Air Berlin abgesichert ist. Die Urlauber können die Ferien weiter genießen und den Beschäftigten bleibt die Hoffnung auf einen Neuanfang.
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