Neue Westfälische (Bielefeld): Unterrichtsausfall weit dramatischer als bisher gedacht Es brennt an den Schulen Matthias Bungeroth
Bielefeld (ots)
Es ist ein Dauerärgernis für alle, die in der Schulpolitik oder im Lehrbetrieb Verantwortung tragen. Längst nicht alle Schulstunden, die in den Plänen vorgesehen sind, finden in den unterschiedlichen Schulformen auch tatsächlich statt. Nun wissen wir erstmals repräsentativ für das gesamte Bundesgebiet, dass dieser strukturelle Bildungsnotstand weit heftiger ausfällt als bisher gedacht. Zehn Prozent der Schulstunden finden danach gar nicht oder irregulär statt. Ja, jetzt werden viele Experten der Szene nach der Methode und den Kriterien fragen, die bei der Umfrage der Zeit angewendet wurden. Die war repräsentativ: Befragt wurden im August 1.787 Lehrer, 1.110 Eltern und 746 Schüler mit einem einheitlichen Fragebogen. Das Ergebnis für NRW ist alarmierend: Acht Prozent der Schulstunden fielen danach im Monat zuvor ersatzlos aus. Diese Botschaft sollte insbesondere die Politik ernst nehmen, denn der Ausfall von Stunden gehört mit zu den Dingen an bundesdeutschen Schulen, die Eltern am meisten ärgern. Und damit haben sie völlig recht. Denn den Schülern stehen die im Plan festgelegten Stunden zu; Ausfall ist zwangsweiser Bildungsentzug und führt zu unzureichender Vorbereitung auf den Schulabschluss, was sich insbesondere bei lernschwächeren Schülerinnen und Schülern negativ bemerkbar macht. Die in der Erhebung zusammengetragenen Erkenntnisse haben eine weitere soziale Komponente: Schüler aus Haushalten mit einem Nettoeinkommen unter 3.000 Euro sind vom Unterrichtsausfall viermal so stark betroffen wie Schüler aus Haushalten, in denen das Nettoeinkommen bei über 5.000 Euro liegt. Die Werte liegen hier bei rund zwölf im Vergleich zu knapp drei Prozent. Bildungsgerechtigkeit durch eine Verringerung des Unterrichtsausfalls herzustellen, hat also auch eine überragende soziale Bedeutung. Die Politik muss dieses Problem zeitnah angehen. Schon jetzt gibt es viel zu wenige Bewerberinnen und Bewerber für neue Stellen. Potenzielle Kandidaten alle mit dem gleichen Einstiegsgehalt zu vergüten, wäre ein erster Schritt, um den Bildungsnotstand abzumildern. Das kostet Geld, das uns die Bildung der kommenden Generationen aber wert sein muss. Denn wir können es uns erst recht nicht leisten, eine unzureichend ausgebildete Jugend ins High-Tech-Zeitalter zu schicken.
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