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Mein Kind, das unbekannte Wesen
Psychologen: Wesensänderung ein normaler Vorgang

Hamburg (ots)

Eltern reagieren immer wieder verunsichert, wenn
Sohn oder Tochter sich ganz anders entwickeln als gewünscht. In der
jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Für Sie" erklären Psychologen,
warum es so wichtig ist, die Persönlichkeit des Kindes zu
respektieren. Für den US-Psychologen Frank J. Sulloway ist es ein
ganz normaler Vorgang, dass Kinder sich abgrenzen, ihren Eltern fremd
werden. "Jedes Kind möchte einmalig sein", sagt der Wissenschaftler.
Das Streben nach Einzigartigkeit sei so etwas wie ein genetisches
Programm, das Überleben ermöglichen soll. Laut Studien der
Universität Bielefeld liegt es zumindest zu 50 Prozent an den Genen,
ob jemand gesellig ist oder muffig, emotional stabil oder labil.
Durch Erziehung sei eben nicht alles machbar.
Ein schmerzlicher Einschnitt sei für viele Eltern die Einschulung,
weiß die Stuttgarter Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christiane
Lutz. Sie seien nach wie vor für ihren Sprössling verantwortlich,
könnten ihn jedoch nicht mehr so beschützen wie bisher. Das sei oft
sehr quälend. "Ein Problem ist, dass viele Eltern nicht wissen, in
welche Bereiche sie sich einmischen sollen und in welche nicht", sagt
die Expertin. Kinder hätten ihre eigene Denk- und Fühlwelt. Das zu
akzeptieren, falle vielen Eltern schwer. Die Kinder des
Multi-Media-Zeitalters könnten die Welt "von ihrer Tastatur aus
sehen, erleben und verändern", heißt es in einer Studie des Hamburger
B.A.T.-Freizeitforschungsinstituts. "Selbst Mütter, die nur 20 Jahre
älter sind als ihr Kind, sind in dessen Augen heute steinalt. Da
können sich Eltern noch so aufgeschlossen geben: Diese Generationen
trennen Welten", meint Lutz.
Problematisch werde es, wenn Eltern die bestehenden Unterschiede
nicht wahrhaben wollten. Dann komme es bei Kindern "zu sehr großen
Verwirrungen". Der Berliner Professor Bernd Ahrbeck warnt, dass
Kinder, die sich nicht von ihren Eltern loslösen, "keine eigene
Persönlichkeit entwickeln" können. Lutz rät Eltern zu versuchen, sich
in die Lebenssituation ihres Kindes zu versetzen. Das gehe am besten,
wenn sie sich an ihre eigene Kindheit erinnerten. "Hören Sie auf, ihr
Kind aus einer distanzierten Erwachsenenposition heraus wahrzunehmen.
Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie dadurch an Souveränität
verlieren." Eltern sollten sich Zeit für ihr Kind nehmen, ihm
aufmerksam zuhören. Wer sein Kind verstehen wolle, sollte auch dessen
Gestik und Mimik im Blick haben.

Rückfragen bitte an:

Redaktionsbüro Jörg Mandt
Tel.: 040/80 80 347-10

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