Psychologieprofessor: Machtkämpfe in der Partnerschaft offen und fair austragen
"In den westlichen Ländern sind wir harmoniesüchtig und halten gleichzeitig den Rekord an Scheidungen"
Hamburg (ots)
Vor einer Unterdrückung von Machtkämpfen in der Partnerschaft hat der amerikanische Psychologieprofessor David Stiebel (Berkeley University) gewarnt. "Je weniger den Partnern bewusst ist, dass es zwischen ihnen um die Machtfrage geht, desto gefährdeter ist ihre Partnerschaft", sagt Stiebel der Zeitschrift "Für Sie". "In den westlichen Ländern sind wir harmoniesüchtig und halten gleichzeitig den Rekord an Scheidungen." Das sei kein Zufall. Der Kampf darum, wer das Sagen habe, werde nicht offen und nach fairen Regeln, sondern indirekt ausgetragen. "Und das macht mürbe", betont der Professor. Damit sich keiner als Verlierer fühle, sollte jeder der Partner zunächst die schlichte Wahrheit anerkennen, dass er sich Macht wünsche. Auch in Beziehungen wolle jeder seinen Willen durchsetzen, wolle jeder gewinnen.
Damit das klappt, gibt Stiebel in "Für Sie" mehrere Machtspiel-Tipps. Er rät dringend von einem indirekten Schlagabtausch ab. So neigten Frauen dazu, "sich indirekt durchzusetzen". Wenn Sie etwas erreichen wollten, sagten sie es nicht direkt, sondern versuchten, es dem Partner zu suggerieren. Zumindest unterbewusst gewinne der den Eindruck, er werde manipuliert und setze sich zur Wehr. Wünsche und Ziele sollten direkt formuliert werden und der Wunsch auch begründet werden. Reisepläne seien ein klassisches Terrain für Machtkämpfe. Die Frau gebe häufig nach, weil sie mit dem Partner zusammen sein möchte. In diesem Nachgeben stecke aber der Wurm, wenn sie ihre eigenen Wünsche unterordne. "Eine einfache demokratische Lösung lautet: in einem Jahr Urlaub nach deinen Vorstellungen, im anderen nach meinen," sagt Stiebel. Machtspiele eskalierten auch, weil die Partner nicht beim Thema blieben. Jeder zitiere frühere Situationen, bringe, weil er nun schon dabei sei, gleich alles Mögliche auf den Tisch und schichte Vorwürfe auf. Die häufigste Form des Vorwurfs seien Verallgemeinerungen, Sätze mit Wörtern wie "nie", "immer" und "jedesmal". Diese Verallgemeinerungen sollten einem Argument Power verleihen. "Das tun sie auch - aber nur in zerstörerischer Weise. Sie lösen beim Partner Protest aus", erklärt der Psychologieprofessor.
Stiebel nennt in "Für Sie" die drei seiner Ansicht nach wichtigsten Tabus für Auseinandersetzungen in der Partnerschaft. So sollten Machtkämpfe niemals vor anderen ausgetragen werden. Das demütige den anderen und er vergesse es nie. "Benutzen Sie niemals die Kinder, um sich durchzusetzen", lautet ein weiteres Tabu. Die Kinder seien damit überfordert. Sie verlieren nach Überzeugung des Experten das Vertrauen und "gehen auf Distanz zu Ihnen". Auch sollte nie gedroht werden ("Dann trennen wir uns eben!". Drohungen erzeugten Druck, und wer sich unter Druck gesetzt fühle, werde "zum Egoisten, zum Widersacher, zum Feind".
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