Schriftstellerin Ulla Hahn: "Bücher sind wie Gesprächspartner"
Hamburg (ots)
In ihrem Buch "Das verborgene Wort" erzählt sie die Geschichte eines Arbeiterkindes, das in den 50er Jahren die Kraft der Bücher entdeckt, und verarbeitete damit auch ihre eigene Kindheit. Anlässlich der TV-Verfilmung des Romans (Ausstrahlung: 12. und 13. März, ARD, jew. 20.15 Uhr) erklärt Ulla Hahn in der aktuellen Frauenzeitschrift FÜR SIE (5/2008; EVT: 19. Februar) ihre Freude am Lesen und was Bücher für sie bedeuten.
"Bücher sind wie Gesprächspartner", sagt die Lyrikerin, die zwei Arten des Lesebedürfnisses unterscheidet: sich vom Erzählten ablenken lassen oder sich auf das Erzählte einlassen. "Für den aktiven Leser ist das Buch ein Anstoß, sich selbst besser kennenzulernen", erläutert Hahn. Mitunter könnten Bücher sogar verdrängte Probleme bewusst machen. "Sie sind wie ein guter Freund, der sagt: Sieh mal, das läuft gerade nicht gut in deinem Leben oder da ist noch etwas Unerledigtes."
Ausschlaggebend für den Leser sei immer, ob ihm der Text in seiner individuellen Lebenssituation etwas sage. "Buch und Leser müssen zusammenpassen. Liest man ein und dasselbe Buch in verschiedenen Lebensphasen, kann es mir durchaus etwas ganz anderes sagen oder gar nichts mehr." Zwar habe nicht ein einzelnes Buch ihr Leben verändert, wohl aber die Lektüre an sich. "Das Lesen hat mein Leben geformt. Es war Schiller, der mich gerade in meiner Jugend wie ein Schutzengel begleitet hat." Fasziniert hat Hahn vor allem sein unbeugsamer Wille, die Haltung des "Trotzalledem!" "Daran kann ich mich auch heute noch aufrichten", schwärmt sie.
Dass Frauen mehr lesen als Männer, sieht die preisgekrönte Schriftstellerin weniger in den Geschlechtern als in den Lebensphasen begründet. "Wenn Männer sehr von ihrem Beruf beansprucht sind, haben sie kaum Muße für Belletristik. Frauen sind da rigoroser und nehmen sich die Zeit." Die Verfilmung ihres Romans will sich Hahn übrigens nicht ansehen. "Ich schreibe an einem weiteren Band zum 'Verborgenen Wort' und möchte meine Bilder im Kopf nicht von denen des Films überlagern lassen."
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