Psychologin: Geschwister-Konflikte trainieren fürs Leben
Hamburg (ots)
Leidgeprüfte Eltern wissen: Es gibt nichts, worum sich Brüder und Schwestern nicht streiten können. Geschwister streiten sogar oft viel härter und unerbittlicher als Freunde. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Für Sie" sieht die Diplom-Psychologin Dr. Angelika Faas in den Geschwisterkonflikten ein Training fürs Leben. "Wird der Machtkampf nicht mit allzu unfairen Mitteln ausgetragen, bleiben alle Sieger", sagt sie. Das wichtigste Lernziel liege darin, mit Rivalität umgehen zu können. Geschwister müssten sich alles teilen - die Kindheit, die Eltern, die Zeit des Erwachsenwerdens und ihren Lebensraum. "Das daraus resultierende Konkurrenzverhalten kann für sie ein Kompass sein und ein - manchmal lebenslanger - Ansporn", erklärt die Diplom-Psychologin. In einer ausgeprägten Konfliktbewältigungskompetenz sehen Erziehungswissenschaftler laut "Für Sie" heute die Basis für ein selbstbewusstes und glücklich gestaltetes Erwachsenenleben. "Geschwister fördern Abgrenzung und Toleranz. Eigenschaften, die in späteren Liebesbeziehungen wichtig sind, die auch im Job die Chancen erhöhen", meint Faas.
Das Wissen, dass man die Muskeln spielen lassen kann, sich streiten, ohne den Kontakt zu verlieren, gebe unschätzbare Sicherheit. "Kinder loten im Streit ihre Grenzen aus, sie müssen ihre Position neu überdenken und verteidigen", sagt der Diplom-Psychologe Ulrich Diekmeyer. Sie müssten, wenn sie die "dicke Luft nicht mehr aushalten", nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Im Geschwisterstreit boxe sich auch das kindliche Ego an die Front. Sei der Schrei nach Gerechtigkeit auch noch so groß, eigentlich strebten Geschwister nach den Erkenntnissen von Erziehungswissenschaftlern nicht nach Gleichheit, sie wollten vielmehr einzigartig sein. "Jedes Kind sucht im Geschwistergefüge den ihm eigenen, unverwechselbaren Part", fand der US-amerikanische Wissenschaftler Frank J. Sulloway in Studien heraus. Bei Streitereien sollten Eltern als Vermittler stets parat stehen, empfehlen Erziehungswissenschaftler. Sie sollten sich auch nicht immer sofort einmischen.
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