Arzneimittelkommission: Online-Handel mit Medikamenten ernst zu nehmende Gefahr
Politiker und Verbraucherverbände zu Patientenschutz-Kampagne aufgefordert - Sieben Prozent der gehandelten Präparate Fälschungen
Hamburg (ots)
Der Online-Handel mit Medikamenten ist eine "ernst zu nehmende Gefahr". Das sagte der Geschäftsführer der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Dr. Karl-Heinz Munter, der Zeitschrift FÜR SIE. Arzneimittel würden zunehmend als Konsumprodukte wie Vitamine wahrgenommen. Der potenzielle Kunde erhalte teilweise unseriöse und schlechte Informationen über das Produkt. Über Nebenwirkungen werde so gut wie gar nicht gesprochen. Munter forderte die Hersteller auf, sich über die Seriosität ihrer Vertriebspartner zu informieren und sich abzusichern. "Von Politikern und Verbraucherverbänden erwarte ich eine Kampagne zum Patientenschutz." Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie sind sieben Prozent der gehandelten Präparate Fälschungen. Schlimmer noch seien die falschen Angaben zu Anwendungsgebieten. So hat ein Test des Verbandes laut FÜR SIE ergeben, dass eher zufällige positive Nebenwirkungen als Therapieeffekt ausgelobt werden. So würden zum Beispiel Psychopharmaka oder Präparate zur Behandlung von Parkinson, Alzheimer oder Epilepsie als Mittel zur Verbesserung der Denkleistung angeboten.
Munter betonte, der Hersteller hafte bei gesundheitlichen Schäden nur, wenn das Medikament ordnungsgemäß in Deutschland in Verkehr gebracht wurde. "Hier unterläuft das Internet den gesetzlichen Patientenschutz und unterstützt ganz klar die Möglichkeit des Medikamentenmissbrauchs." Die Arzneimittelkommission rät zur Vorsicht, wenn im bestellten Medikament ausführliche Produktinformationen zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen fehlen oder der Anbieter keine Postanschrift beziehungsweise E-Mail-Adresse angibt. Vorsicht sei auch geboten, wenn ein Produkt bei einer breiten Palette von Krankheiten, etwa bei Alzheimer, Multipler Sklerose, Aids und Neurodermitis, gleichzeitig als schnell wirksam beschrieben werde oder von einem "Wundermittel" die Rede sei.
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