Vor allem Frauen greifen zu Psycho-Pillen
Hamburg (ots)
Zwei Drittel der Rezepte für Psychopharmaka, also für alle Medikamente, die auf die Seele wirken, werden für Frauen ausgestellt. Das berichtet die Zeitschrift FÜR SIE in ihrer aktuellen Ausgabe vom 10. August. Grundsätzlich machen Zukunftssorgen und das Gefühl von Leere beiden Geschlechtern zu schaffen. Aber: "Nett sein, nicht Nein sagen dürfen - dieser Druck lastet stärker auf Frauen", sagt Dr. Claudia Sußmann, Leiterin der Suchtberatung im Frauentherapiezentrum München. Darum leiden Frauen übrigens auch stärker unter Stress.
Jedenfalls scheinen Psychopharmaka einen einfachen Ausweg zu bieten: So genannte Benzodiazepine (Tranquilizer, Hypnotika und Schlafmittel) zum Beispiel beruhigen, lösen Spannungen oder fördern Schlaf. Dazu kommt, dass Pillen im Gegensatz zu Alkohol oder Drogen Frauen nicht abschrecken: "Tabletten sind diskret. Wer sie nimmt, fällt nicht aus dem Rahmen", sagt Claudia Sußmann.
Rund 800.000 Deutsche greifen täglich zu Psycho-Pillen, meldet FÜR SIE. Gleichzeitig verzichten viele Menschen, deren Seele im Dauergrau versinkt, auf dringend notwendige, sinnvolle Mittel, etwa aus Angst vor Abhängigkeit oder Nebenwirkungen.
Doch die Medikamenten für die Seele unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander. FÜR SIE stellt sie vor, Wissenschaftler beantworten die wichtigsten Fragen. Beispiel Schlaf- und Beruhigungsmittel: "Sie können nach längerem Gebrauch süchtig machen. Deswegen sollten sie nur bei akuten Lebenskrisen und am besten nur wenige Tage eingenommen werden", betont Prof. Gregor Laakmann in FÜR SIE. Er leitet den Psychiatrischen Konsiliardienst am Münchner Klinikum Großhadern.
Anders sieht es bei Antidepressiva aus. "Die Stimmungsaufheller - egal ob pflanzlich oder synthetisch - wirken innerhalb weniger Tage bis Wochen. Erst dann sieht man, ob das Mittel die Depression ausreichend behandelt. Hat das Medikament geholfen, sollte man nach zwei bis sechs Monaten kontinuierlicher Therapie zusammen mit dem Arzt überlegen, wie es weitergeht", so Prof. Laakmann.
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