Achtungserfolg
Kommentar von Tobias Goldbrunner zum DFB
Mainz (ots)
Es war eine der zentralen Fragen vor dem Auftakt der deutschen Nationalmannschaft in die Fußball-Weltmeisterschaft: Welches Zeichen würden Kapitän Manuel Neuer und Co. setzen? Würden sie sich überhaupt trauen? Oder würde der DFB erneut vor dem Weltverband Fifa einknicken? Mit der "Mund-zu"-Aktion kurz vor dem Japan-Duell gaben die Spieler eine achtbare Antwort. Es war eine vielsagende Geste, eine, die zum Ausdruck brachte: Wir sollen zum Schweigen gebracht werden. Kritiker hätten sich mehr Symbolik gewünscht. Und keine Frage: Hätte der DFB unmittelbar nach dem Verbot der "One-Love"-Binde entschieden, Neuer doch damit auflaufen zu lassen - es wäre die beste Variante gewesen. Das wird dem DFB noch lange nachhängen. Und natürlich war der Protest der Iraner kraftvoller. Dennoch: Während viele andere Nationen gar keine Zeichen setzen, hat der DFB für ein Bild gesorgt, das um die Welt geht. Das wird diese nicht von jetzt auf gleich verändern. Aber die Aktion kann viele weitere kleine Schritte erzeugen. Am stärksten war letztlich der Auftritt von Bundesinnenministerin Nancy Faeser: Die oft gescholtene SPD-Politikerin zeigte sich mit eben genau jener "One-Love"-Binde auf der Tribüne - direkt neben Fifa-Präsident Gianni Infantino. Was man dabei bedenken muss: Gerade in der Männerdomäne Fifa, gerade in einem Land, in dem Frauen noch immer weniger Rechte als Männer haben, hat Faeser Haltung gezeigt. Die sportliche Enttäuschung wird die Protest-Frage für einen Moment verdrängen. Das befürchtete Vorrunden-Aus könnte in ein paar Tagen bittere Realität werden. Aktionen für Vielfalt und Toleranz muss der DFB aber fortsetzen.
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