Im Dreck
Kommentar von Jens Kleindienst zum Lehrermangel
Mainz (ots)
30.000, vielleicht 40.000 Lehrerinnen und Lehrer fehlen derzeit an den deutschen Schulen. Schaut man auf die Lage zum Beispiel in der Pflege, klingt das nach einem überschaubaren Problem. Die Zahlen spiegeln allerdings nur einen Teil der Wirklichkeit wider, in Wahrheit ist die Lücke viel größer. Aus blanker Not werden schon seit Jahren immer mehr "Quereinsteiger" in den Schuldienst geholt. Darunter mögen auch Naturtalente sein, doch bleibt es eine zweifelhafte Praxis, Nichtpädagogen in der Schule als Pädagogen zu beschäftigen. Zumal es gleichzeitig Absolventen des Lehrerstudiums gibt, die immer noch lange auf ihren Referendariatsplatz warten müssen, weil die Studienseminare voll sind. Das ist bildungspolitisches Missmanagement. Die Schulleitungen, die sich eigentlich um das pädagogische Profil ihres Hauses kümmern sollten, verbringen derweil einen Großteil ihrer Zeit damit, die Löcher auf dem Personaltableau zu stopfen. Und sie müssen erklären, warum junge Menschen in ihrer Schule immer weniger lernen. Die jüngsten, geradezu deprimierenden Lernstandserhebungen sprechen eine klare Sprache. Dieser Negativtrend muss gebrochen werden, sonst haben wir - jenseits der Schule - bald noch ganz andere Probleme. Rezepte, wie das gelingen könnte, gibt es viele: mehr Deutsch- und Mathestunden, mehr Förderunterricht, verbindliche Ganztagsschule, verpflichtende Vorschulklassen, innovative pädagogische Ansätze. All das ist ohne zusätzliches Personal nicht zu machen. Mehr Studienplätze und eine Neujustierung der Lehrerausbildung können helfen, aber erst in einigen Jahren. Mehr Sozialpädagogen in die Schulen, damit sich die Lehrer aufs Kerngeschäft konzentrieren können? Gerne, aber auch diese Fachkräfte sind rar. Man muss es so deutlich sagen: Der Karren steckt ziemlich tief im Dreck.
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