Alle Storys
Folgen
Keine Story von Allgemeine Zeitung Mainz mehr verpassen.

Allgemeine Zeitung Mainz

Sinnvoll
Kommentar von Jens Kleindienst zum Einbürgerungsrecht

Mainz (ots)

Einen ersten Aufschlag hatte Innenministerin Nancy Faeser im vergangenen November gemacht - und damals viel Kritik geerntet, nicht zuletzt aus den Reihen der Ampel-Koalition. Der nun vorgelegte zweite Versuch, das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht zu reformieren, ist in mehrfacher Hinsicht ein Fortschritt. Zum einen hat Faeser jetzt Justizminister Marco Buschmann und damit die FDP an ihrer Seite. Nur wenn die Koalition hier geeint marschiert, hat die Reform politisch eine Chance. Zum anderen ist der zweite Entwurf dank einiger Präzisierungen besser als der erste. Es bleibt im Kern dabei, dass die Wartezeit für eine Einbürgerung von acht auf fünf, bei besonderen Integrationsleistungen auf drei Jahre reduziert werden soll. Das erscheint sinnvoll, weil bei der Anwerbung hoch qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland die Bleibeperspektive durchaus eine Rolle spielt. Es ist ein Irrtum, dass solche Menschen Schlange stehen, um nach Deutschland zu kommen. Man muss ihnen etwas bieten - neben guten Jobs auch Integration und Teilhabe. Allerdings soll die Einbürgerung an zusätzliche Bedingungen geknüpft werden, zum Beispiel daran, dass die Kandidaten nicht durch rassistische, menschenverachtende oder antisemitische Äußerungen oder Taten aufgefallen sind - getreu dem Motto: Wer unsere Werte nicht teilt, kann nicht dazugehören. Das wäre eine sinnvolle Ergänzung der Anforderungen, auch wenn man den Menschen nicht in die Köpfe schauen kann. Ebenfalls auf der Habenseite: In Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern sollen schneller Deutsche werden können - und sich zudem nicht mehr entscheiden müssen zwischen deutschem Pass und dem ihrer Eltern. Der Gesetzentwurf hätte eine konstruktive, von gegenseitigem Respekt getragene Debatte verdient. Erste Äußerungen aus der Reihen der Union ("Entwertung der deutschen Staatsangehörigkeit") machen allerdings wenig Hoffnung.

Pressekontakt:

Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Allgemeine Zeitung Mainz
Weitere Storys: Allgemeine Zeitung Mainz
  • 18.05.2023 – 17:03

    Habeck in Not / Kommentar von Jens Kleindienst zum Fall Graichen

    Mainz (ots) - Es war eine weitere persönliche Verfehlung, die den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck offenbar veranlasst hat, seinen Staatssekretär Patrick Graichen zu entlassen. Die finanzielle Förderung eines Projekts des BUND-Landesverbands Berlin, in dessen Vorstand Graichens Schwester sitzt, sei "der eine Fehler zu viel" gewesen, sagt Habeck. Allerdings stellt sich die Frage, ob jener Fehler zu viel nicht ...

  • 16.05.2023 – 19:03

    Früh übt nicht / Kommentar von Christian Knatz zur Iglu-Studie

    Mainz (ots) - So schlecht die Ergebnisse der Iglu-Studie zur Leseleistung von Viertklässlern ausgefallen sind, gibt es doch ein Gutes: Die dümmlichen Diskussionen sind anscheinend in den Hintergrund getreten, die in früheren Jahren zuverlässig jedem Schulvergleichstest gefolgt sind. Wahlweise wurden schlechte Resultate als Argument für eine längere Grundschulzeit oder gegen den Föderalismus angeführt. Und immer ...

  • 15.05.2023 – 18:55

    Sieg des Sultans/Kommentar von Friedrich Roeingh

    Mainz (ots) - Ein Ergebnis, das erschreckend eindeutig ist: Die Wahlen in der Türkei sind nicht nur ein persönlicher Triumph Recep Tayyip Erdogans. Sie sind ein Sieg der Autokratie gegen Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit, sie sind ein Sieg der Religion und des türkischen Nationalismus gegen Vielfalt und Toleranz, sie sind ein Sieg des Sultans gegen Frauenrechte, Minderheiten und mehr regionale Demokratie im ...