Focus verliert Prozess gegen Mody-Bank
NDR sprach exklusiv mit den Anwälten
Hamburg (ots)
Ein Urteil schlägt Wellen: Der Focus-Magazin-Verlag und dessen Mitarbeiter Helmut Markwort, Focus-Chefredakteur, sollen dem Bankhaus Mody allen Schaden ersetzen, der durch die Fernsehwerbung der Zeitschrift "Focus" vom 16. Januar 1995 und durch die Ankündigung auf der Titelseite entstanden sind. Das hat die Pressekammer des Landgerichts Hamburg heute (Freitag, 31. März) entschieden. Die NDR-Zulieferredaktion von ARD-aktuell sprach exklusiv mit den Anwälten der Prozessparteien.
Auf seiner Titelseite hatte "Focus" vor fünf Jahren geschrieben " Hamburger Privatbank in Not: Kunden zittern um ihr Geld". Chefredakteur Markwort hatte in einem Fernsehspot erklärt: "Da können viele Menschen ihr Geld verlieren." In der Folge setzte ein Ansturm der Kunden auf die Bank ein, die in wenigen Stunden Millionenbeträge abhoben. Einen Tag später wurde das Bankhaus geschlossen.
Das Landgericht Hamburg wertet die Berichterstattung von "Focus" jetzt als üble Nachrede. "Focus" sei es nicht gelungen zu beweisen, dass die Bank tatsächlich vor dem Zusammenbruch gestanden habe, wie es der Titel ankündigt hatte. Stattdessen habe sich der Artikel von "Focus" mit dem finanziellen Gebaren des Privatmannes Mody befasst.
Dem NDR gegenüber warf der Anwalt der Mody-Bank, Michael Nesselhauf, "Focus" fehlerhafte Recherche vor: "Das Gericht hat bestätigt, die Recherchen von "Focus" haben sich mit der Person Modys beschäftigt, aber nicht mit der Bank."
"Focus" will in die Berufung gehen. Man habe damals die Kunden warnen wollen. Das finanzielle Gebaren von Bank-Gründer Mody habe durchaus etwas mit der Solidität seiner Bank zu tun: "Wenn die oberste Geschäftsfigur einer Bank sich als derart unzuverlässig erweist, dass er seine persönliche Pleite einräumen muss, dann schlägt das naturgemäß auf seine Bank durch", sagte "Focus"-Anwalt Norbert Parlow gegenüber dem NDR-Fernsehen.
Über die Höhe des Schadenersatzes wurde heute nicht entschieden. Die Mody-Bank hofft auf 48 Millionen Mark Entschädigung.
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