NDR Hamburg-Welle 90,3 exklusiv: Krankenkassen streichen Pflegeleistungen
Hamburg (ots)
Die Krankenkassen weigern sich immer häufiger, ärztlich verordnete Pflegeleistungen anzuerkennen. Betroffen davon sind in der Hansestadt rund 23.000 Menschen, die zu Hause gepflegt werden. Der NDR Hamburg-Welle 90,3 liegen vertrauliche Informationen vor, nach denen die Krankenkassen selbst lebenswichtige Medikamentenabgaben und Wundversorgungen durch Pflegekräfte abgelehnt haben. "Alte und pflegebedürftige Menschen werden ihrem Schicksal überlassen", klagt Jens Stappenbeck, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft.
Vier Beispiele: Obwohl der Arzt es für dringend notwendig hielt, dass ein 87-jähriger Patient lebenswichtige Medikamente von Fachkräften verabreicht bekommt, lehnte die Hamburg-Münchner Krankenkasse dies ab. Die AOK verweigerte die pflegerische Versorgung einer 65-Jährigen mit künstlichem Darmausgang. Die Techniker-Krankenkassse schließlich teilte den Eltern einer 10-jährigen schwerstkranken Tochter mit, dass sie sich nicht "an den in der Schule anfallenden Pflegekosten beteiligen kann". Nur für die zu Hause anfallenden Pflegekosten will die Techniker Krankenkasse aufkommen. Konsequenz: Das Kind kann nicht mehr richtig am Schulunterricht teilnehmen. Von der GEK, Schwäbisch-Gmünder Krankenkasse, wurde einer Versicherten die Wundversorgung durch eine Fachkraft verweigert.
"Die Krankenkassen verletzen das Solidarprinzip und sparen zu Lasten der Gesundheit ihrer Versicherten," so Hartmut Sauer vom Vorstand des Diakonischen Werks. Nach Auffassung der Pflege- und Wohlfahrtsverbände hat sich durch das Verhalten der Krankenkassen die Lebenssituation von Pflegebedürftigen massiv verschlechtert. Und: Aufgrund der immer kürzeren Krankenhausaufenthalte werden Patienten so früh entlassen, dass sie unbedingt auf professionelle Hilfe angewiesen sind. Doch selbst dies wird von Krankenkassen manchmal verweigert.
Iris Bents NDR-Pressestelle
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