NDR-Intendant Plog gegen Kabel-Kahlschlag in Bayern
München (ots)
Bayerische Fernsehzuschauer sollen künftig auf das Norddeutsche Fernsehen N3 und andere Dritte Fernsehprogramme verzichten, wenn es nach dem Willen der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) geht. Neben N3 will die Geschäftsführung der BLM auch die Dritten von HR, MDR, SWR und WDR aus dem analogen Kabelangebot eliminieren, ferner die beiden Programme des Österreichischen Rundfunks (ORF) und das Schweizer Fernsehen DRS. NDR-Intendant Jobst Plog: "Ich bin sicher, dass ein dann möglicher Kahlschlag im Kabel nicht im Sinn der bayerischen Fernsehzuschauer wäre. Ich appelliere deshalb an den Medienrat der BLM, die Pläne der Geschäftsführung der Medienanstalt zu verhindern und damit die Vielfalt im bayerischen Kabelangebot zu erhalten."
Erstaunlicherweise hätten die Kabelaufseher der BLM offensichtlich keinerlei Schwierigkeiten damit, so Plog weiter, informationsorientierte Programme wie N3 und die anderen Dritten der ARD aus dem Pflichtkatalog für das Kabelangebot zu streichen. Ausschließlich unterhaltungsorientierte Kanäle wolle die BLM hingegen ebenso wenig antasten wie etwa das Bezahl-Programm von Premiere, das ausdrücklich zur Weiterverbreitung im analogen Bereich vorgesehen ist. Premiere wird derzeit in den bayerischen Kabelnetzen sowohl in analoger als auch in digitaler Technik verbreitet und nimmt dort bis zu fünf Kanäle für die verschiedenen Digital-Bouquets von Premiere World in Anspruch. Plog: "Warum eine Ausdünnung einseitig nur öffentlich-rechtliche Angebote treffen soll, ist nicht nachvollziehbar." Die Verbreitung der Dritten im digitalen Kabelangebot sei kein Ausgleich, weil erst sechs Prozent der Kabelhaushalte in Bayern über die zum Empfang erforderlichen Decoder verfügen. Abschaltungen von Free-TV-Angeboten im analogen Kabelbereich seien frühestens dann zu vertreten, wenn die große Mehrzahl der Kabelhaushalte digitale Endgeräte nutze.
Plog wies darauf hin, dass nach einer Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs in einem früheren gegen die BLM geführten Verfahren die außerbayerischen Dritten Fernsehprogramme gleichberechtigt wie andere Programmanbieter in die Auswahl der nicht vorrangig einzuspeisenden Programme mit einzubeziehen seien. Plog: "Gegen diese Entscheidung vom 22. Oktober 1997 wird mit der vorgeschlagenen Änderung verstoßen."
Die Nutzungsdaten der Dritten Programme der ARD belegen, dass sie auch außerhalb ihrer Stammsendegebiete gut angenommen werden. So war N3 mit einem bundesweiten Marktanteil von 2,7 Prozent im Jahr 2000 das beliebteste Dritte überhaupt. Alle Dritten zusammen genommen kamen im Jahresdurchschnitt 2000 auf einen Marktanteilswert von 12,7 Prozent und damit auf Rang vier in der Jahreswertung.
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