NDR: Polizeipräsident aus Niedersachsen lässt im Steintorviertel in Hannover die Puppen tanzen
Hamburg (ots)
Für viele Polizisten in Niedersachsen ist das berüchtigte Rotlichtviertel "Steintor" im Herzen der Landeshauptstadt Hannover eine Art Tabuzone. Der Grund: Das Areal gilt als Einflussgebiet der Rockergruppe "Hells Angels". Ein Polizeipräsident aus Niedersachsen hatte da in eigener Sache offenbar weniger Bedenken: Christian Grahl (55), Chef der Zentralen Polizeidirektion des Landes Niedersachsen, feierte nach NDR Recherchen in der Nacht vom 18. auf den 19. August dieses Jahres ausgelassen in der "Sansibar", der größten Bar in Hannovers Steintorviertel. Und: Grahl kam nicht allein. Zuvor hatte er die rund 300 Teilnehmer der Deutschen Polizeimeisterschaften der Leichtathletik in Hannover besucht. Einige junge Polizeibeamte begleiteten ihn zum Steintor. Mit den Recherchen des Radioprogramms NDR Info und von "Hallo Niedersachsen" im NDR Fernsehen konfrontiert, räumte Grahl einen Fehler ein. Der Besuch in der "Sansibar" sei eine spontane, aber unüberlegte und entbehrliche Aktion gewesen. Der Vorfall sei bedauerlich: "Dies war mein erster und letzter Besuch in der 'Sansibar'", sagte Grahl dem NDR.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) kritisierte den Besuch des Polizeipräsidenten in der Steintorbar: Grahl sei seiner Vorbildrolle nicht gerecht geworden. "Dies ist auch Herrn Grahl klargeworden", lässt das Ministerium wissen. Weitere Konsequenzen werden aus dem Vorfall offenbar nicht gezogen, es habe aber ein "Personalgespräch" gegeben, so das Innenministerium auf NDR Anfrage. Grahl war vor seinem Amt als Polizeipräsident Büroleiter von Innenminister Uwe Schünemann.
Hannovers früherer Polizeipräsident Uwe Binias hatte in einem internen Rundschreiben im Oktober vergangenen Jahres seine Beamten vor möglichen Interessenkollisionen gewarnt, falls sie privat am Steintor feiern sollten. Deshalb werde man ihn als Gast dort keinesfalls antreffen, hatte Binias gemahnt. In der Vergangenheit waren Polizeibeamte in Einzelfällen versetzt worden, weil sie privat am Steintor gefeiert hatten. Diese hatten auch dienstlich mit dem Steintor zu tun.
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10. November 2011
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