Fragwürdige Dialysebehandlungen: Staatsanwaltschaft ermittelt in 42 Fällen
Hamburg (ots)
Die Staatsanwaltschaft Aurich ermittelt derzeit gegen einen Dialyse-Arzt wegen schwerer Körperverletzung und Betruges in 42 Fällen. Dies bestätigte eine Sprecherin der Behörde dem Radioprogramm NDR Info. Bereits im Juli war durch einen Beschluss des Landessozialgerichts in Celle bekannt geworden, dass der Nierenfacharzt Dialysebehandlungen an Patienten durchgeführt hatte, bei denen es nach Feststellungen der Qualitätssicherungskommission der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) gar nicht notwendig gewesen wäre. Dem Arzt wurde untersagt, bei Kassenpatienten Dialysen durchzuführen. Nach Informationen von NDR Info ist es ihm jedoch weiterhin gestattet, Privatpatienten zu behandeln. Ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums erklärte, die zuständige Behörde prüfe, ob die Approbation des Arztes zu widerrufen sei.
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) zeigte sich angesichts der Vorgänge in Aurich alarmiert. Der Lüdenscheider Professor Jan Galle, Sprecher der DGfN, betonte auf NDR Info, seine Gesellschaft sei "bei der Aufklärung dieses Falles von Anfang an mit dabei". Man überlege aufgrund dieses Falles, eigene Kontrollmechanismen zu verbessern. Zwar gebe es bereits eine bundesweite Qualitätssicherungsrichtlinie Dialyse. Diese erfasse jedoch nur die Behandlungsqualität: "Das, was in Aurich passiert ist, hat gar nicht so viel mit Behandlungsqualität zu tun. Da geht es eher um die Behandlungsindikation, also die Frage, ob man einen Patienten mit Dialyse behandeln soll. Wir machen uns jetzt Gedanken, ob wir das Qualitätssicherungssystem schärfer stellen können, damit man auch die Behandlungsindikation feststellen kann."
Der Bremer Rechtsanwalt Claus Pfisterer, der den betroffenen Arzt vertritt, wies die Vorwürfe zurück und sprach von einem "außerordentlich komplexen" Fall. Der Nierenfacharzt selbst sei "aus fachlicher Sicht überzeugt, keine Patienten ohne eine medizinische Indikation durch Dialysen behandelt zu haben". Pfisterer kritisierte das Vorgehen der KVN und nannte deren Ermittlungsergebnisse "methodisch strittig". Sein Mandant gehe rechtlich gegen die KVN vor. Der Entzug der Dialysegenehmigung für Kassenpatienten zwinge ihn jedoch, die Praxis nun zu verkaufen.
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