NDR Info exklusiv: Psychiatrie Wunstorf - neue Vorwürfe wegen menschenunwürdiger Behandlung
Hamburg (ots)
Die Missstände in der Psychiatrie-Klinik in Wunstorf bei Hannover sind möglicherweise größer als bislang bekannt. In einem Fall, der dem Radioprogramm NDR Info vorliegt, wirft der Angehörige eines früheren Patienten der Klinik vor, seinen Vater menschenunwürdig behandelt zu haben. Der Mann war im Herbst 2012 in Wunstorf mit der Diagnose Alzheimer eingeliefert worden. Laut Krankenakte wurde er in einem Bett in einem Gemeinschaftsraum festgebunden, in dem ständig das Neonlicht brannte. Den Angehörigen zufolge gab es für die Fixierung keine richterliche Anordnung. Diese wäre allerdings eine rechtliche Voraussetzung dafür gewesen.
Außerdem seien die Angehörigen nicht informiert worden. Entgegen der Vorgaben der niedersächsischen Landesregierung gab es zudem keine Sitzwache am Bett. "Da war kein Mensch weit und breit", berichtet der Sohn des Mannes. "Mein Vater hat das alles mitbekommen. Er war mit riesigen Gurten fixiert." In der Akte des Patienten ist lediglich von "Sichtkontakt" die Rede. Der Mann ist Ende 2012 verstorben.
Die Psychiatrie in Wunstorf war zuletzt in die Kritik geraten, nachdem eine Kontrollkommission im Januar eine unwürdige Unterbringung von Patienten festgestellt hatte. Die Mitglieder der Kommission hatten ähnliche Bedingungen angeprangert wie die Angehörigen des Patienten, über den NDR Info jetzt berichtet. Die Klinikleitung hatte die Vorwürfe der Kommission zurückgewiesen. Gegenüber NDR Info wollte ein Kliniksprecher auf den konkreten Fall nicht eingehen. Es sei aber generell möglich, dass einzelne Patienten in einem Tagesraum überwacht worden seien.
Experten gehen davon aus, dass viele psychiatrische Kliniken derzeit überbelegt sind. So sagte Andreas Landmann, Vorsitzender der niedersächsischen Kontrollkommission, NDR Info: "Die Zahl der Patienten nimmt zu, die personelle Ausstattung ist dieser Zunahme aber nicht gefolgt." Nach Informationen von NDR Info sind auch die niedersächsischen Kliniken in Langenhagen, Sehnde und die Psychiatrie der Medizinischen Hochschule Hannover häufig überbelegt.
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17. März 2013
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